Türen auf in Ellmau
Am 18. Oktober öffneten 21 Ellmauer Unternehmen ihre Türen, um Schülern aus der Region an 23 Stationen einen Blick hinter die Berufskulissen zu ermöglichen. 494 Jugendliche folgten der Einladung der Kaiserwirtschaft Ellmau. Und so wurde ganz Ellmau neun Stunden lang zur Berufsmesse der anderen A
Der 18. Oktober 2019. Geschäftiges Treiben in Ellmau. An die 500 Schüler ziehen in kleinen Gruppen durch die Straßen. Überall das gleiche Bild, egal wohin man blickt. Aufgeregt lachend, hitzig diskutierend. Ihr Ziel: bis zu fünf Ellmauer Unternehmen, bei denen sie in die jeweilige Berufswelt hineinschnuppern können. Ein innovatives Projekt der Kaiserwirtschaft Ellmau, das aus dem allerorts herrschenden Lehrlings- und Fachkräftemangel entstand und den Jugendlichen die umfangreichen Arbeitsmöglichkeiten in Ellmau aufzeigen soll. Nach neun Stunden war das Echo von allen Seiten überwältigend.
Töpfe gucken
Anita Hochfilzer, Initiatorin des Projektes, war am Ende des Tages im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. »Es war für uns alle ein spannender Tag. Für mich als Mitglied der Kaiserwirtschaft Ellmau, aber auch als teilnehmendes Geschäft. Alleine bei unserem Elektrogeschäft Hochfilzer waren 170 Jugendliche mit großteils hohem Interesse für die Branche zu Gast«, freut sich Anita Hochfilzer trotz ihrer Heiserkeit nach den neun Stunden Action. Eine Umfrage bei den Schülern gibt der Initiatorin recht. Quer durch alle Schulen herrschte bei den Jugendlichen Begeisterung. »Es war ein spannender Blick hinter die Kulissen. Ich weiß zwar schon, was ich später machen möchte, aber viele meiner Kollegen überlegen noch. Gerade für sie war es wichtig und interessant, in die verschiedenen Berufe hineinschnuppern zu können«, erzählt die Schülerin Jade Sykes. Antonia Foidl von der NMS St. Johann überlegt, in der Tourismusbranche tätig zu werden und war daher vor allem von den besuchten Hotels angetan. »Einen Blick in die Küchen werfen zu können, war äußerst spannend. Du bekommst so zumindest einen kleinen Einblick in die jeweilige Berufswelt. Diese Chance hast du sonst nicht so leicht. Ich bin aus Going und könnte mir nach dem Tag durchaus vorstellen, hier in der Region zu arbeiten.«
Die Chance zur Wahl
Begeistert zeigten sich auch die teilnehmenden Unternehmer, die in dem Tag eine große Chance sahen. Manfred Gasser von der Sparkasse Ellmau fand die Aktion etwa als perfekte Gelegenheit, den zukünftigen Arbeitnehmern die Möglichkeiten in einer Bank aufzuzeigen und gleichzeitig die Sparkasse in Ellmau vorzustellen. »Was in einem Bankinstitut passiert, ist für Jugendliche oft nur schwer vorstellbar. Heute konnten wir ihnen einiges zeigen.« Eine Chance, die auch Peter Moser vom TVB Wilder Kaiser nutzte. »Unser Ziel war es, den Schülern viele Impulse zu geben. Erst wenn sie wissen, welche Möglichkeiten sie bei uns haben, können sie sich dafür entscheiden.« Vor allem Letzteres ist aus Sicht von Andreas Naschberger von der Zimmerei Naschberger entscheidend, um als Unternehmen Lehrlinge zu bekommen. »Die Jugendlichen müssen etwas sehen, vieles kennenlernen, bevor sie ins Berufsleben einsteigen. Nur so haben sie die Chance, die für sie richtige Wahl zu treffen.« Mit dabei am Tag der offenen Betriebetüre waren zudem Ellmauer Hotels und Lokale, die von der Lehrlingsknappheit und vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind. Im Hotel Bär werden laufend acht bis zehn Lehrlinge ausgebildet. »Wir würden uns freuen, viele neue Lehrlinge dazu gewinnen zu können. Gerade deshalb sind wir froh über diesen Tag und ich kann sagen, dass sehr viele interessierte Jugendliche dabei waren«, freut sich Andreas Windisch vom Hotel Bär. Und auch Rübezahl-Chefin Anita Reindl-Salvenmoser zeigt sich vom Event begeistert. »Wir achten bei uns sehr auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Mitarbeiter aus der Region tragen diesbezüglich viel zum Gesamtpaket bei.« Ein Punkt, den auch Gemeinderat Gert Oberhauser anspricht. »Mitarbeiter aus der Region kennen und leben unsere Kultur sowie Bräuche. Gerade das ist wichtig für die Authentizität eines Ortes.«
Offene Betriebetüre #2
Die Bandbreite der teilnehmenden Unternehmen war auf jeden Fall groß, so hofft Josef Arnold, der Betriebsleiter der Bergbahnen Ellmau, dass einige Jugendliche Geschmack am Beruf des Seilbahntechnikers gefunden haben. Genauso freut sich Kathrin Unterrainer, wenn sie einige Schüler für ihre beiden Modegeschäfte Unterrainer Mode und Tracht begeistern konnte. »Wir nutzen jede Gelegenheit, um über das Pflegeheim in Scheffau zu berichten und über den Pflegeberuf aufzuklären. So war es für uns selbstverständlich, dass auch wir heute mit dabei waren«, so Heimleiter Thomas Einwaller. Eine Wiederholung des Tages der offenen Betriebetüre ist sehr wahrscheinlich, wie Anita Hochfilzer verrät. »Wenn nur einige der Jugendlichen bemerkt haben, dass es direkt vor ihrer Haustüre spannende Jobs und ausgezeichnete Unternehmen gibt, haben wir viel erreicht. Die ersten Rückmeldungen sind auf jeden Fall sehr vielversprechend.«
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Florian Egger
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