
Eine Million Jahre auf 60 Quadratmetern.
Wie auf einer Zeitreise bewegt man sich behutsam durch die schmalen Gänge der knapp sechzig Quadratmeter. Jeder Zentimeter ist genutzt, jede Schublade, jedes Kästchen birgt Schätze, die Luft ist erfüllt von den unterschiedlichen Holznoten und kleine Staubkörnchen tanzen dort, wo die Sonnenstrahlen den Raum erreichen. Fritz Weiß hat sich hier ein kleines Imperium aus vergangenen Zeiten geschaffen. Einen Platz, wo Modernität, Fortschritt und Schnelllebigkeit der Eintritt verwehrt bleibt.

Brockenstuben
»Das teuerste Lehrgeld hab ich bezahlt für die Dinge, die ich nicht gekauft
Fritz Weiß, Antik und Trödel

Lehrgeld


Stöbern und Sammeln
Mittlerweile hat er viel Stammkundschaft und diese kennt Fritz gut. Er weiß, wonach sie suchen und kennt ihre Vorlieben. Beim Ankauf hat er oft schon jemanden im Kopf, dem er damit eine Freude machen wird. Aber auch viele Gäste und Durchreisende bleiben bei dem Häuschen neben der Straße stehen, um nach dem Besonderen zu suchen. Ein Sekretär mit wundervoller Handschnitzerei wird zum Beispiel demnächst zu einem Käufer nach Hongkong verschifft, der dieses Stück während eines Ellmau-Urlaubs entdeckte.
Und dabei ist der Verkauf nicht das, was für Fritz den großen Reiz an seinem Gewerbe ausmacht. Aber das Stöbern. Das wohl. Dafür hat er nach wie vor ungebändigte Leidenschaft.
Gemischte Gefühle kommen in dem Sammler auf, wenn er an die Zukunft denkt. Denn auch für den Laden im Auwald gibt es ein Ende und das beginnt mit dem Bau der neuen Straße, die für die nächsten Jahre geplant ist. Aber bis dahin bleibt alles sprichwörtlich beim ›Alten‹ und außerdem: »Stöbern kann ich ja auch nachher noch, dafür brauch ich kein Geschäft.«


TEXT: Alexandra Embacher FOTO: GPhoto/ Martin Guggenberger