Sprache ist meine Musik

Eigentlich wollte Eva Maria Gintsberg aus Scheffau Musik und Tanz studieren. Das Schicksal wollte es anders. Und dennoch: Melodie, Rhythmus, Sprache und die Bühne haben am Ende doch die Oberhand gewonnen. Und von ›Ende‹ kann nicht die Rede sein, immerhin steht sie kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten Erzählung.

Text: Simone Embacher FOTO:  GPHOTO/ Florian Egger, Ruppert Larl, Thomas Schrott

Maria, Du hast eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Fachkraft. Zu deinen Tätigkeiten gehörte unter anderem Mäusen die Haut abzuziehen und Hühnern das Blut abzuzapfen, obwohl deine Leidenschaft für die Musik und den Tanz brannte. Gab es einen Moment der Wende? Ja, da war ich in einem Forschungslabor und einige Zeit davor war ich ein halbes Jahr auf der Schauspielschule am Tiroler Landestheater. Dann habe ich einem Schauspiellehrer in Zürich vorgesprochen. Er meinte: »Unbedingt weitermachen«. Zwei Wochen nach deiner Kündigung mit 23 Jahren hast du dein erstes Engagement erhalten. Im Treibhaus in Innsbruck hast du in Nestroys »Häuptling Abendwind« die Attala verkörpert. Wie fühlte sich das an? Großartig, genau das wollte ich. Spielen und singen. Eine lässige Inszenierung, mit tollen Musikern, Florian Bramböck, Stefan Costa… Es war immer voll. Die Menschen standen Schlange bis zur Straße raus, um Karten zu bekommen. Dann war ich ziemlich viel unterwegs. In Österreich, der Schweiz, auch hin und wieder in Deutschland.Mit dem Schauspiel allein war es aber nicht getan. Sprache spielte immer eine entscheidende Rolle in deinem Leben. Du bist das Nesthäkchen in der Familie und du hast mir einmal erzählt, dass du immer noch hörst, wie dein Vater im fortschreitenden Alter wiederholt zu dir sagte: »Ich versteh dich nicht, du redest so leise.« Was hat das mit dir gemacht? Man will gehört werden vom eigenen Vater, aber nicht nur das, man möchte »verstanden« werden. Vielleicht ein Grund auf der Bühne stehen zu wollen. – Nach der ersten Schwangerschaft, ich habe zwei Kinder, konnte ich nicht mehr so viel unterwegs sein. Also habe ich angefangen Sprech- und Stimmtrainings zu machen. Dann auch Literaturprogramme mit Musikern, wo ich nicht nur lese, sondern auch singe. Ich bin zur Vorleserin geworden. Es gibt Anfragen von Schulen, Firmen und Privatpersonen. Ich biete literarische Picknicks an in meiner Küche oder in der Küche der Auftraggeber. Einmal wurde ich von einer älteren Dame engagiert, der ich zu Hause vorgelesen habe. Mittlerweile unterrichtest du Schauspieler, Lehrer und alle, die an ihrer Stimme arbeiten wollen. Was macht die Stimme so besonders? Ich habe vor ungefähr 20 Jahren noch eine Stimmausbildung bei Maria Höller-Zangenfeind gemacht. Eine großartige Frau. Sie hat eine Methode entwickelt, nach der ich immer noch arbeite. Sobald man an der Stimme arbeitet, arbeitet man an sich selber. Es geht um Haltung, um Präsenz. Nicht die Lautstärke ist entscheidend. Es kann eine zarte Stimme, so wie es meine auch ist, Kraft haben, wenn man weiß, wie man sie gezielt einsetzt. Und da geht’s um den ganzen Körper. Stimme von Fuß bis Kopf. Die Stimme ist mein Werkzeug. Man hört mir offenbar auch gerne zu,

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