Einst und heute ein stolzer Hof.
fließend Wasser noch Strom hatte, ging ihnen nichts ab. Neben der »Riad-Kathl« wuchsen noch weitere elf Kinder am Hof auf. »Ins hod üwahaupt nichts g’feit, mia hom nia Hunga leidn brauchn«, ergänzt sie, die Familie lebte von der eigenen Landwirtschaft. »Es wor hier ob’n ois sche. Boid Mama und Dati Geburtstog kob hom oder de greßan G’schwistara kemma san. Wenn mia oi banond won, wor’s oafoch sche.« Katharina Reiter bewohnte den Hof zuletzt mit ihrem Mann Hansi, sie hat auch ihre beiden Kinder im Riedhaus geboren. »Mia hom donn Haus baut unten«, erzählt sie weiter. »Mia hom dann gsog, mia gehn doch liawa hinab, mia hätt’n owa ned weck miasn.« Zuletzt war der Hof unbewohnt. Da er zudem dem Bauder neuen Gondelbahn auf den Hartkaiser weichen sollte, schenkte der letzte Besitzer, Bertram Müller von der BLS-Privatstiftung, das Bauernhaus, das sein Großvater Bartlmä Lechner 1927 gekauft hatte, der Gemeinde Ellmau. Diese veranlasste die Überstellung des Bauernhauses zum Standort im Tal.
»Mi hod des narrisch gfreit, wie se gsog hom, dass der Hof obtrogn wead.«
Katharina Reiter, letzte Bewohnerin des Hofs »Ried«
»Mi hod des narrisch gfreit, wie se gsog hom, dass der Hof obtrogn wead.«
Katharina Reiter, letzte Bewohnerin des Hofs »Ried«
Zwei Jahre Projektzeit
Im April 2017 feierte die »Riad-Kathl« noch ihren 80. Geburtstag am Hof, kurz darauf rückte die Mannschaft der Ellmauer Zimmerei Naschberger an. Sie trug behutsam das Haus Stück für Stück ab, jedes Bauteil erhielt eine Plakette und wurde in einen Aufbauplan eingetragen. »Beim Abbau mussten wir sehr behutsam vorgehen, damit wirklich nichts verletzt wird«, beschreibt Andreas Naschberger, der auch mit der Leitung des Projekts betraut war. So wurde der reine Holzbau nach und nach ins Tal befördert und den Winter über in der Trockenkammer eingelagert, bevor es auf dem Gelände des Heimatmuseums an den Wiederaufbau ging. »Des gfreit mi gonz narrisch, weil mia so vü schene Kindheitserinnerungen do herom kob hom«, erklärt Katharina. »Do herom wor’s oafoch sche.«
Nach zwei Jahren Projektzeit war es so weit: Beim Sommereinläuten des Heimatmuseums Ellmau wurde das alte Bauernhaus Ried feierlich eingeweiht. »Das Riedhaus ist jetzt zusätzlich eine Aufwertung für die Gemeinde, weil einige Geschichten und Erlebnisse der damaligen Zeit sichtbar werden«, sagt der Kurator des Heimatmuseums, Leo Exenberger. »Am ursprünglichen Standort wäre es verfallen, da es nicht zugänglich war. Es gab keinen Weg, nichts.« Im Tal bildet das Riedhaus nun einen
Museumsweiler mit dem Heimatmuseum im alten »Wegmacher«-Häusl und der ebenfalls abgetragenen und wiederaufgebauten Dreschtenne. An das Originalhaus von Ried wurde hinten neu eine Rem angebaut, in der Oldtimerfahrzeuge der Ellmauer Feuerwehr im Parterre geparkt sind, darüber wurde ein Veranstaltungsraum eingerichtet. Der alte Teil des Hof-Gebäudes soll im Erdgeschoss das Heimatmuseum erweitern, während die Stuben der ersten Etage Chronikstücken und einer jährlich wechselnden Ausstellung zur Verfügung gestellt werden. Der Kurator schätzt jedenfalls den jahrhundertealten Neuzugang am Gelände: »Wenn ich hierherkomme, fühl’ ich mich einfach wohl.« So wie es den Menschen vor ihm auch schon ging.
Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto /Martin Guggenberger
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