39 sonnige Ausblicke

39 sonnige Ausblicke

Mit einem außergewöhnlichem Wohnprojekt feiert die NEUE HEIMAT TIROL Premiere in Scheffau und bringt damit leistbares Wohnen an den Fuß des Wilden Kaisers.
TEXT & FOTO: Neue Heimat Tirol
Große Fensterfronten, eine Süd-Westorientierung und damit äußerst sonnige Ausblicke und lichtdurchflutete Räume prägen des neueste Bauprojekt der NEUEN HEIMAT TIROL. Direkt an der Weißache im Ortsteil Blaiken feiert der Bauträger eine persönliche Premiere – die Errichtung der ersten NHT-Wohnanlage in Scheffau. Die insgesamt 39 wunderschön am Fuß des Wilden Kaisers gelegenen Mietwohnungen entstehen nach den Plänen der beaufort-Architekten aus Innsbruck. Baubeginn war im April. Insgesamt werden drei Baukörper mit jeweils Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen errichtet, umgeben von einer grünen, autofreien Oase. Eine Tiefgarage mit 63 Autoabstellplätzen hilft Platz zu sparen, um den Grünraum möglichst groß zu halten. Balkone und Kleingärten ermöglichen Freiluftgenuss.

NACHHALTIG UND KREATIV

»Wir haben großen Wert auf eine hochwertige Ausstattung und eine zukunftsorientierte Energieversorgung gelegt«,betont NHT-Geschäftsführer Hannes Geschwentner. So setzt das Unternehmen auf eine standardisierte Passivhausbauweise samt Pelletsheizung zur Wärmeversorgung. Kreativ zeigte sich auch die Gemeinde, um leistbares Wohnen zu ermöglichen. Da Grund und Boden in der Gegend durchaus hochpreisig sind, ging Bürgermeister Christian Tschugg etwas andere Wege. So wird das Objekt in Traumlage über ein Baurecht realisiert, wodurch der Wohnungsbau und damit die Mietpreise entsprechend leistbar sind. Fertiggestellt wird der neue Wohnraum bis zum Sommer 2021. Mit dem Bauprojekt in Scheffau ist die NEUE HEIMAT TIROL in 13 Gemeinden im Tiroler Unterland aktiv.

»Durch Innovation und Kreativität wird auch Wohnen in Toplagen leistbar.«

Hannes Gschwentner, Geschäftsführer NHT

Die mit den Ziegen geht

Die mit den Ziegen geht

Als Geschäftsführerin einer Netzwerkplattform war die Söllerin Corinna Schachner jahrelang mitten im Wirtschaftszirkus aktiv. Zahlen, Erfolgskurven und Unternehmensstrategien bestimmten ihren Arbeitsalltag. Bis sie ihrem Herz folgte, auf Ziegen und Pferde sowie eine außergewöhnliche tierische Berufsidee kam.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: Martin Lifka
Ein kurzer Ruck und schon ist es geschehen. Geradezu triumphierend hebt er den Kopf. Der Schnürsenkel baumelt zwischen seinen Lippen, die Masche ist offen. »Ja, so ist der Henry. Typisch Mann. Alles muss sich um ihn drehen und wenn die anderen gestreichelt werden und er nicht, schreitet er zur Tat und sorgt dafür, dass er beachtet wird«, lacht Corinna Schachner. Rote Fingernägel. Sportleggings. Tanktop. Entspannt sitzt sie im Gras mitten in ihrer kleinen Zwergziegenherde, die beharrlich um ihre Aufmerksamkeit buhlt. Man würde der Söllerin wohl viele Jobs zuschreiben, außer dem, den sie für sich kreiert hat.

ZUFALLSFUND MIT FOLGEN

»Gelernt habe ich einen ganz klassischen Beruf. Druckvorstufentechnikerin und Bürokauffrau. Danach kam ich zum Empfehlungsmarketing, war Mit-Geschäftsführerin einer Unternehmensplattform«, beginnt die junge Mutter zu erzählen. »Es hat mir irrsinnig viel Spaß gemacht, in dieser Wirtschaftswelt unterwegs zu sein. Gleichzeitig wusste ich, dass etwas fehlt, dass ich eigentlich etwas anders machen möchte. Nur was, das war die Frage.« Ihre Freizeit verbringt sie leidenschaftlich gerne mit ihrem Pferd Leó. »Eigentlich war das wie ein permanenter Hinweis, dass ich mit Tieren arbeiten sollte, doch mir ist auch die Zusammenarbeit mit Menschen sehr wichtig.« Zufällig stößt Corinna schließlich im Internet auf die Mauritiushof NaturAkademie in Niederösterreich und die Natur- und Tiergestützte Intervention. »Es zog mich wie magisch an. Und so warf ich alle Bedenken über Bord und meldete mich an.« Nach der ersten Unterrichtsstunde ist für Corinna klar, dass sie angekommen ist. Die Söllerin absolviert die einjährige Ausbildung zur Trainerin im Natur- und Tiergestützten Setting und in ihr entwickelt sich eine einmalige Idee. »Sie war schon schräg, zugegeben. Aber manchmal muss man einfach etwas wagen «, kommt es mit einem Strahlen.

»Ziegen sind extrem neugierig und immer gut drauf. Die perfekten Vorbilder für uns Menschen.«

Corinna Schachner

NICO, LUI, HENRY UND COCO

Nico, der stolze Namensträger von Nico´s Trekking Farm, reibt seine kleinen Hörner am Oberschenkel. Er wartet auf seine nächste Streicheleinheit. Coco versinkt mit seinen Kopf dagegen suchend im Korb, der neben Corinna steht und Lui, ja Lui steht etwas abseits und träumt vor sich hin. »Oh, ja, das ist bei Lui leicht möglich. Der braucht immer etwas länger.« Als sein Name fällt, kommt die kleine schwarze Zwergziege dann doch angerannt. »Wenn wir unsere Runden laufen, kann es sein, dass Lui vollkommen entrückt in der Mitte der Wiese steht. Er bemerkt oft erst nach einiger Zeit, dass wir schon mitten im Spielen sind.« Der schwarz-weiße Nico scheint das ganze Gegenteil zu sein. Er war der Erste, der mit kleinen Bocksprüngen über die Wiese jagte, als Corinna den Gattern öffnete. Der vierte Ziegenbock in der Runde ist Coco benannt nach Kokosnüssen. »Meine Schwester sagte, er erinnert sie irgendwie an Kokosnüsse und schon war sein Name fixiert.« Henry, Lui, Nico und Coco sind Anfang März bei Corinna eingezogen. Das heißt genau genommen sind sie auf einer Zwischenstation hier im Feld nahe ihrem Elternhaus gelandet. Läuft alles nach Plan, folgt im September die Übersiedlung auf den Hof, den Corinna gepachtet hat und der derzeit umgebaut wird zu »Nico´s Trekking Farm »mehr als ein Gefühl«. Das Zentrum ihrer zukünftigen Arbeit rund um Ziegentracking, Tierisch gutem Yoga mit Ziegen bis hin zu Kindergeburtstagsfeiern mit den Ziegen und allen anderen tierischen Hofbewohnern. Ebenso bietet ihr Zentrum Einstellmöglichkeiten für Pferde sowie Wanderungen mit Pferden.

OHMMMM MIT ZIEGEN

»Ziegen sind extrem neugierig, stecken ihren Kopf überall rein. Da denke ich mir oft wieso können wir nicht auch so sein. Gerade diese Eigenschaft möchte ich bei den Menschen wieder wecken. Dazu sind Ziegen immer extrem gut drauf, ein echtes Vorbild.« Da Corinna Erwachsene und Kinder ansprechen möchte, fiel die Entscheidung auf die Zwergziegen. »Wobei auch noch große Ziegen für richtige Touren in den Bergen folgen sollen.« Auf ihrem Hof will sie zudem Kindergeburtstage mitten in ihrer bunten Tierwelt anbieten und tierisch gutes Yoga sorgt zukünftig für einen extravaganten Ruhepol. »Die Teilnehmer machen dabei mit einem Yogalehrer Yoga direkt auf der Ziegenwiese. Inmitten der Natur zwischen den Tieren erden die Übungen noch mehr.« Ein Hund, Hühner und Hasen sollen die tierische Familie von Corinna in den kommenden Monaten noch bereichern. Und wenn es wärmer wird, will sie sich einen großen Wunsch erfüllen und bei ihren Ziegen auf der Wiese übernachten. Derzeit ist Corinna mit ihren meckernden Lieblingen im Trainingsmodus und übt fleißig das Gehen an der Leine für die ersten Ziegen-Trackingtouren, die im Sommer bereits anstehen.

Runde Überraschung

Runde Überraschung

Christl Foidl zaubert mit Leidenschaft ihre Resteknödel und folgt damit einer Einstellung, die schon ihre Mama pflegte: wer gut kochen kann, kreiert auch aus Nichts etwas Schmackhaftes. Die Christls Knödel schmecken jedes Mal anders und ab und an sorgt die Goinger Bäuerin für eine Überraschung im Inneren der Knödel.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO/Florian Egger
»Der Fleischwolf hat schon einige Kilometer hinter sich«, meint Christl Foidl lachend, als sie den Blick auf das Küchengerät aus Oma´s Zeiten bemerkt. Auch heute war er wieder im Einsatz. Der Teller mit den fein aufgeschnittenen Wurstresten steht noch daneben. Sie sind die Hauptzutat für eines der Lieblingsgerichte der Goinger Bäuerin. Schnell. Unkompliziert. Immer anders und vor allem die ideale Verwertung von einzelnen Wurstzipfeln, übrig gebliebenen Fleischstücken oder dem halben Würstel vom Vortag. Resteknödel. »Irgendetwas bleibt immer übrig. Und Knödel sind die ideale Möglichkeit, das zu verwerten.« Wobei es bei Wurst- und Fleischresten als »gschmackige« Zutat nicht immer bleibt. Püree, Kartoffel oder ein Stück des hauseigenen Käses, Christls Knödel sind für jede Überraschung gut. »Dienstag und Donnerstag war früher bei den Bauern im Wipptal immer Knödeltag, wieso weiß ich gar nicht so genau, es war einfach so«, erzählt die gebürtige Wipptalerin.
Going, wie sie in ihrer Anfahrtsbeschreibung erklärte. Vor dem Hof erstrecken sich weitläufige, sattgrüne Wiesen. Ein paar Meter weiter unten direkt an der Straße steht die Scheune, aus der eine Kuh bei der Ankunft neugierig herausschaute. Christl und ihr Mann betreiben eine Milchviehwirtschaft. Käse und Butter wird erzeugt, für den Eigenbedarf und mitunter als Geschenk für die Feriengäste, die in den Ferienwohnungen im Hof absteigen.

DIE FRAGE ALLER KNÖDELFRAGEN

»Meine Mama hat immer gesagt, die Kunst ist, etwas zu kochen, wenn nichts da ist«, erzählt Christl, während sie die fein gehackten Kräuter unter den Knödelteig mischt. »Und genau so funktionieren meine Resteknödel. Du machst den Kühlschrank auf, schaust was noch drinnen ist und mischt alles zusammen. Soll ich Überraschungsknödel machen oder normale?«, kommt es fragend mit einem Blick auf die Wurstreste gefolgt von einer simplen Erklärung. »Bei normalen mische ich die Wurstreste einfach unter den Teig. Wenn eine Überraschung am Teller landen soll, fülle ich den Knödelteig mit den Wurstresten.«

VARIANTENREICH AM TELLER

»Mit viel Liebe« ist ihr Tipp für das Formen der Knödel. Ist der Teig zu feucht geraten, kommen ein paar Semmelbrösel hinzu. Gerollt wird mit feuchten Händen und wie beim Schneeballformen ist gut drücken angesagt, damit die Knödel im Wasser nicht zerfallen. »Die Knödel kommen in heißes Wasser und dann ist wichtig, dass sie nur leicht köcheln. Auch zu hohe Hitze lässt sie auseinanderfallen. « Kurz darauf tauchen die Knödel an der Wasseroberfläche auf, das sichere Zeichen, dass sie fertig sind. »Und jetzt ist die Frage wie anrichten. Ich mag sie am liebsten mit Salat, andere schwören auf Knödel in der Suppe.« Und bleibt einmal etwas übrig, können die schmackhaften Überraschungen kalt zur Jause gegessen oder am nächsten Tag in Scheiben geschnitten in etwas Butter angebraten werden. Noch mit Kräuter garnieren und das nächste Gericht steht am Tisch. Mahlzeit

»Knödel sind ideal, um Reste zu verwerten, die sonst oft im Mülleimer landen.«

Christl Foidl, Bäuerin vom Guggenhof in Going

»Mit viel Liebe« ist ihr Tipp für das Formen der Knödel. Ist der Teig zu feucht geraten, kommen ein paar Semmelbrösel hinzu. Gerollt wird mit feuchten Händen und wie beim Schneeballformen ist gut drücken angesagt, damit die Knödel im Wasser nicht zerfallen. »Die Knödel kommen in heißes Wasser und dann ist wichtig, dass sie nur leicht köcheln. Auch zu hohe Hitze lässt sie auseinanderfallen. « Kurz darauf tauchen die Knödel an der Wasseroberfläche auf, das sichere Zeichen, dass sie fertig sind. »Und jetzt ist die Frage wie anrichten. Ich mag sie am liebsten mit Salat, andere schwören auf Knödel in der Suppe.« Und bleibt einmal etwas übrig, können die schmackhaften Überraschungen kalt zur Jause gegessen oder am nächsten Tag in Scheiben geschnitten in etwas Butter angebraten werden. Noch mit Kräuter garnieren und das nächste Gericht steht am Tisch. Mahlzeit

Rezept :

Zutaten:
• 300 g Knödelbrot / trockene Semmel, Brotreste in kleine Würfel
geschnitten
• 2 Eier
• etwa 150 ml warme Milch
• 1 Zwiebel
• 1 Knoblauchzehe
• etwa 250-300 g Wurstreste – im Grunde kann alles verwendet
werden, was der Kühlschrank her gibt und der Gaumen mag,
also auch Käse, Fleischreste, Kartoffel, Püree.
• Kräuter
• wenn der Teig zu feucht ist: Semmelbrösel oder auch Mehl

Zubereitung:
1. Das Knödelbrot in der warmen Milch einweichen.
Die klein geschnittene Zwiebel und Knoblauchzehe in etwas
Butter leicht bräunen und zum Knödelbrot-Milch-Gemisch
geben.
Die Eier unter die Teigmasse rühren.
Der Teig sollte für einige Zeit ziehen, mindestens 15 Minuten.
Das Brot muss auf alle Fälle gut aufgeweicht sein. Je trockener
das Knödelbrot umso länger dauert es.
2. Wurstreste und Kräuter zugeben und gut durchmengen. Bei
»gschmackigen« Resten, kann auf zusätzliches Würzen verzichtet
werden. Ansonsten mit Pfeffer und Salz abschmecken.
3. Sollte der Teig zu feucht sein löffelweise Semmelbrösel oder
Mehl untermischen.
4. Mit feuchten Händen Knödel formen und in heißes Wasser
legen. Das Wasser darf nicht kochen, sondern nur leicht
köcheln.
5. Schwimmen die Knödel an der Oberfläche sind sie genussfertig

Von Mausbalken und Urlaubern mit Krawatte

Von Mausbalken und Urlaubern mit Krawatte

Wie alt ihr Hof genau ist, weiß Kathrin Salvenmoser Rodriguez gar nicht. Doch jede Ecke erzählt von früheren Zeiten und lässt die Vergangenheit lebendig werden. Und der Balkon ist gar ein kunstvoller Zeuge eines Tauschgeschäfts vor 101 Jahren.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPhoto/Martin Guggenberger
Die Glocke ganz oben unterm Dach sticht sofort ins Auge. Vor zwei, drei Generationen läutete sie noch täglich und rief die Männer, die am Feld arbeiteten, zum Essen. Auch im Inneren des altehrwürdigen Hofs im Ortsteil Seebach von Scheffau finden sich zahlreiche Stücke aus früheren Zeiten. So gehört die Madonna von der Großtante, der Schulhaus Kathi, genauso zum Bauernhaus wie die blauen Betten mit den Blumenverzierungen aus der Hand des Großonkels. Alte Nähmaschinen, eiserne Bügeleisen, ein liebevolles Detail reiht sich an das nächste, die Leidenschaft Kathrin Salvenmoser Rodriguez‘. Sie ist die mittlere von fünf Schwestern und wollte eigentlich als einzige den Hof keinesfalls übernehmen.
im obersten Geschoss seines Vitalhotels Sonnenhof. Der Sonnenhof in Going erfuhr in den letzten Monaten einen vollkommenen Wandel. Mit an die zwölf Tonnen Stahl entstand eine gänzlich neue Statik. Das gesamte Hotel wurde um vier Meter verlängert, zwölf Zimmereinheiten auf den neuesten Stand gebracht. »Damit hat jedes unserer insgesamt 50 Zimmer mindestens 32 m².« Der oberste Stock, auf dem sich die Oase der Sinne erstreckt,

In die Ferne und zurück

»Vieles kommt oft anders, als man denkt«, lacht Kathrin. »Es war wunderschön, hier aufzuwachsen, doch dann zog es mich in die Ferne.« Wochen- und monatelang war sie unterwegs, um dann festzustellen, dass ihr Herz an dem alten Familienhof hängt. »Und zwar genau so, wie er ist. Mit all seinen Ecken und Kanten.« Nie kam es für die Scheffauerin in Frage, den Hof zu verändern. Selbst als sie die beiden oberen Stockwerke umbauten, um die Tradition der Ferienzimmervermietung fortzusetzen, legte sie Wert auf die Erhaltung des Schmuckstücks. »Wir haben die Zimmer in Apartments verwandelt. Aber alles im alten Stil, und die Möbel sind großteils noch von meinen Großeltern und Urgroßeltern.«

»Den Hof zu erhalten und so wenig wie möglich zu verändern ist uns wichtig.«

Kathrin Salvenmoser Rodriguez, Scheffau

Thomas, Dora, Moidl und die Urlauber

Über die steile Holztreppe geht es nach oben hinauf in die Hüa, den einstigen Dachboden. Die Wände des Apartments hier heroben sind voll von alten Fotos. »Das hier waren die ersten Urlaubsgäste am Hof«, erzählt Kathrin, während sie auf ein Bild zeigt. Thomas, ihr Opa, am Kutschbock, davor Dora, das Pferd. Am Anhänger sitzen zwei junge Pärchen. Die beiden Männer akkurat mit Anzug, Krawatte und einem Strahlen im Gesicht. Das war 1959. »Meine Großeltern waren eine der Ersten in der Region, die Ferienzimmer vermieteten. Sie hatten extra umgebaut. Ganz modern. Am Gang gab es ein Waschbecken, um das man einen Vorhang ziehen konnte. Das war damals äußerst fortschrittlich.« Dazu gab es Halbpension. Die Schwester von Kathrins Opa, die Moidl, die gute Seele des Hauses, kochte für die Urlauber. Die Sommerfrischler und Winterurlauber kamen immer nur während ein paar Wochen im Hochsommer und rund um Weihnachten. »Das war auch noch so, als ich und meine Schwestern klein waren. So kam es, dass wir fünf das Jahr über in den Gästezimmern schliefen. Wenn aber die Urlauber anreisten, ging es für uns hinauf in die Hüa. Dort oben zu schlafen haben wir geliebt. Und manche Urlauber sind uns allen so richtig ans Herz gewachsen. Ohne die Familie Jubt war Weihnachten und Silvester gar nicht denkbar.« Und genauso wie Kathrin die Tradition der Vermietung übernahm, übernahmen die Kinder der Familie Jubt das Urlauben am Oberseebachhof. So kommen sie heute noch im Winter auf Urlaub.

»Hier am Hof wurde schon früher geimkert. Diese Tradition lasse ich wieder aufleben.«

Alexander Rampanelli, Scheffau

Mausbalken an der Wand

Durch die kleine Balkontür geht es hinaus auf den Balkon mit der Glocke. Im Feld grasen Schafe. Ein kleiner Rest, die anderen sind auf der Alm. Alexander Rampanelli, Kathrins Lebensgefährte, kümmert sich gemeinsam mit Kathrins Vater Georg am Hof um die Tiere, während Kathrins Mama Kathi wie früher mithilft und für alle groß aufkocht, wenn viel Arbeit ansteht. »Ich weiß noch genau, als ich zum ersten Mal herkam. Da war mir schon klar, hier bleibe ich«, schmunzelt Alexander, denn auch er hat sein Herz an den 350 bis 400 Jahre alten Hof verloren. Wann das Bauernhaus erbaut wurde, steht nicht fest. Klar ist, dass es vor 101 Jahren zur Familie Salvenmoser kam. Kathrins Urgroßvater tauschte damals seinen Hof in Ellmau gegen ihren heutigen. »Mein Urgroßvater war nicht mehr ganz gesund, als er aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrte. Die steilen Felder in Ellmau hätte er nicht mehr bearbeiten können.« So kam es, dass er mit dem Bauern Feger seinen Hof tauschte. Keine Seltenheit damals. Eine Erinnerung an die Familie Feger sieht man noch am Balkon. Im Holzgeländer ist die Jahreszahl 1913, das Jahr in dem das Geländer erneuert wurde, und der Name »Feger« festgehalten. »Siehst du das da«, fragt Alexander und zeigt auf einen Balken, der schräg von der Hauswand absteht. Dicht an dicht sind Wörter in altdeutscher Schrift eingeschnitzt. »Das ist der Mausbalken, der sorgte früher dafür, dass keine Maus in die Getreidekammer unter dem Dach kam, denn Mäuse können nicht über Kopf klettern.« Ein Detail. Eine Besonderheit. Eine Erinnerung an einst hier am Oberseebachhof.

Große Helden Boxen für kleine Helden

Große Helden boxen für kleine Helden

Charity Fight Night im Stanglwirt: In einem spektakulären Boxkampf gab es den IBO International Titel im Halbschwergewicht für den Münchner Alem Begic und 20.000 Euro für Kleine Helden e.V./Tribute to Bambi Stiftung

10.12.2019, Going am Wilden Kaiser – ein Boxkampf um den IBO International Titel im Halbschwergewicht und für den guten Zweck: Im Rahmen der
Charity Fight Night im Stanglwirt wurde am Ende eines spannenden Abends nicht nur der IBO-Gürtel an den Sieger nach Punkten, Alem Begic, sondern auch ein Scheck über 20.000 Euro an Kleine Helden e.V./Tribute to Bambi Stiftung übergeben.

»Was für ein gelungener Abend«, freute sich Stanglwirt-Juniorchefin Maria Hauser, die den Scheck an Andrea Laub von der Tribute to Bambi Stiftung übergab. »Wie schön, wenn in der Vorweihnachtszeit große Helden kleinen Helden helfen.« Nachdem der Termin für den Boxkampf in den Dezember fiel, war es den Veranstaltern, dem sportlichen Leiter des Stanglwirts, Björn Schulz, und der Alem Begic Sportpromotion sowie dem Stanglwirt eine Herzensangelegenheit, eine Charity Fight Night aus dem Titelkampf zu machen.

Alem Begic besiegt John Rene nach Punkten

In dem bis zuletzt offenen Boxkampf über zehn Runden bezwang der Münchner Profi-Boxer Alem Begic, im Hauptberuf übrigens Architekt, den Rechtsausleger John Rene (USA) nach Punkten.Anfangs hatte Begic mit der ungewohnten Auslage sichtlich zu kämpfen.

In einer starken Runde sechs landete der Münchner dann aber einige gut platzierte Treffer, wurde deutlich aktiver. Die zweite Hälfte wurde temporeicher und unter den frenetischen Anfeuerungen des Publikums gewann Begic zunächst die Oberhand und schließlich den Titel: Alle drei Richter werteten den Kampf zugunsten Begics (96:94, 97:93, 97:93). Damit rückt der Münchner in die Top 15 der Welt auf. »Ich bin wahnsinnig stolz und dankbar für den großartigen Support des Publikums und der Familie Hauser, die mich seit Jahren unterstützt«, sagte Begic. »Hier im Stanglwirt hat die Reise für mich begonnen und hier habe ich heute mein nächstes Kapitel eingeläutet.«

20.000 Euro für Kleine Helden e.V./Tribute to Bambi Stiftung

U.a. durch Eintrittsgelder war ein Reinerlös von insgesamt 12.000 Euro erzielt worden, den die Stanglwirtsfamilie Hauser auf 20.000 Euro aufstockte. »Das ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk«, bedankte sich Andrea Laub, die den Scheck für Kleine Helden e.V./Tribute to Bambi Stiftung in Empfang nahm. Der Kleine Helden e.V. gibt chronisch kranken und behinderten Kindern, deren Eltern und Geschwistern die Möglichkeit, sich in unbeschwerter Umgebung mit anderen Betroffenen auszutauschen und ermöglicht u. a. gemeinsame Urlaube, um neue Energie und Kraft zu gewinnen.

 FOTO:  GPHOTO/ Simon Lanzinger

Siebzig Jahre gesunde Tradition

Siebzig Jahre gesungene Tradition

Vor 70 Jahren luden die damaligen Stanglwirtsleute Anna Hauser und Alois Hofer zum ersten Sängertreffen in ihren Stanglwirt. Der Anfang einer Tradition rund um den echten Volksgesang, der auch eine Liebe ins Haus brachte.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Simon Lanzinger
»Dort droben bei den Buachen da fangs scho on zu schneibn. Habs Dirndl wolln suachen, i lass es liaba bleibn. Das ist eines meiner liebsten Volkslieder«, erzählt Magdalena Hauser und fängt augenblicklich an, die Melodie zu summen. Ein echtes Volkslied in der Mundart gesungen, so wie es die Grundvoraussetzung für die Gruppen ist, die bei dem traditionellen Sängertreffen des Stanglwirts auftreten. Eine Veranstaltung, die 1977 dem Leben der heutigen Wirtsleute Magdalena und Balthasar Hauser eine ungeahnte Wende gab und sie zusammenführte.

Alles, nur kein Wettstreit

Mit Wasser und einem Glas Wein haben es sich die Stanglwirtsleute im ersten Stock des Gasthofes gemütlich gemacht. »Hier heroben finden immer die richtigen »Sänger-Treffen« statt«, erzählt der Stanglwirt augenzwinkernd. »Hier sitzen die Gruppen beisammen, haben es lustig, essen und trinken und gehen dann abwechselnd hinunter in den Saal, um ein paar Lieder zu singen«. Die Sängertreffen im Stanglwirt sind längst legendär. »Und eigentlich gab es sie schon lange bevor meine Eltern sie als Sängertreffen betitelten«, erzählt Balthasar Hauser. »Meine Eltern und meine Tante Lisi bildeten das Stangl-Trio und haben immer bei uns in der Gaststube gesungen. Ab und an kamen andere Gruppen hinzu. Es waren gemütliche Abende ohne große Planung, ein heimeliges Treffen von Sängern.« Der Cousin von Balthasars Mutter sagte zu, einen Sängerwettstreit zu initiieren. »Drei befreundete Sängergruppen wurden eingeladen und meine Mama hatte bereits Geschenkkörbe für die Sieger organisiert«, erzählt Balthasar Hauser und beginnt zu schmunzeln. »Nur mein Papa meinte dann: Wir können doch keinen Wettstreit machen, das geht gar nicht. Beim Singen kann es keinen Sieger geben oder stell dir vor, am Ende gewinnen noch wir als Gastgeber. Das geht ja überhaupt nicht.« Und so wurde im Jahr 1949 aus dem Wettkampf kurzerhand das erste offizielle Sängertreffen beim Stanglwirt ohne Bewertung, aber mit drei Geschenkskörben für die drei eingeladenen Gruppen. Die Saalfeldner Diandln, das Praxmair-Trio und das Mayrhofner-Trio.

»Wir wollen die alte Gesangskultur erhalten.«

Balthasar Hauser, Stanglwirt

Die kalbende Kuh

»Ich weiß noch wie einmal ein Bauer zu mir sagte, dass er ja gerne kommen und bei uns singen würde. Aber er hat eine kalbende Kuh, meinte er, da könne er nicht weg«, erzählt Balthasar Hauser lachend. »Ich habe ihn dann gefragt, ob er kommt, wenn ich ihm wen organisiere, der auf seine Kuh schaut. Und so habe ich den Nachbarbauern angerufen, der dann zur Kuh ging.« Magdalena Hauser kennt solche Geschichten nur zu gut. Seit dem 100. Sängertreffen im Jahr 1999 hat sie die Organisation übernommen. Eine Arbeit, die sie leidenschaftlich gerne macht und die sich über das gesamte Jahr zieht. »Das Sängertreffen ist kein Event, das ein Eventbüro plant. Die Veranstaltung begleitet Balthasar und mich das ganze Jahr über. Es ist eine familiäre Sache, so wie früher bei meinen Schwiegereltern.« Daher ist auch die Einladung der Gruppen eine sehr persönliche Geschichte. Kaum etwas wird via E-Mail vereinbart. Viel lieber greift Magdalena Hauser zum Telefon. »Dieses miteinander Reden ist mir wichtig. Ganz so wie zu den Anfängen des Sängertreffens vor 70 Jahren.«

Die Liebe gefunden

Inmitten dieser Welt voll von Kommerz und Konsum sticht vor allem eines hervor: Keine der Gruppen erhält eine Gage. Der einzige Lohn sind Speis, Trank, Übernachtung und ein Erinnerungsgeschenk. Und das, obwohl bekannte Sänger und Musikanten darunter sind, die jede Woche woanders auftreten und anderorts ein durchaus hohes Honorar bekommen. »Alle nehmen bei uns aus reinem Idealismus teil. Es geht um die Freude am Singen und das gemütliche Zusammentreffen. Dieser Anfangsgedanke hat die Jahre überdauert und wird von uns gepflegt«, erklärt Balthasar Hauser. Aus den anfänglich drei Gruppen sind an die 30 geworden. »Und die kommen von überall her. Aus Tirol genauso wie aus der Schweiz, Südtirol bis hin nach Salzburg, Oberösterreich und Bayern.« Bei dem letzten Wort blickt Balthasar Hauser zu seiner Frau. »Es war 1977. Die Reith-im-Winkl-Sänger waren wieder einmal der Einladung meiner Eltern gefolgt und hatten ihre Nichte mitgenommen. Magdalena. Sie hat mir so gut gefallen, dass ich sie kurz darauf in Reith im Winkl besucht habe und heute singen schon unsere drei Kinder mit uns beim Sängertreffen«, schmunzelt der Stanglwirt. Dass sie selbst nicht auftreten, können sich die beiden ganz und gar nicht vorstellen.

» Es war 1977. Die Reith-im-Winkl-Sänger kamen mit ihrer Nichte Magdalena. «

Balthasar Hauser, Stanglwirt

Landesfeuerwehrleistungsbewerb

Landesfeuerwehr- leistungsbewerb

Mit der Logopräsentation am Gipfel der Hohen Salve erfolgte der offizielle Startschuss für den 58. Landesfeuerwehrleistungsbewerb am 5. und 6. Juni 2020 in Söll. Über 3000 Teilnehmer und rund 2000 Zuseher werden Söll an diesen beiden Tagen in den Feuerwehrhotspot Tirols verwandeln. »Der Höhepunkt der 124-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Söll«, wie Feuerwehrkommandant Anton Zott betont.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Martin Guggenberger
Auf 1.829 Metern, dem Gipfel der Hohen Salve, wurde bei herrlichstem Herbstwetter vor der majestätischen Kulisse des Wilden Kaisers das Logo für den Tiroler Landesfeuerwehrleistungsbewerb 2020 enthüllt. Das erste sichtbare Zeichen der seit Sommer 2018 laufenden Vorbereitungen für Tirols größten Feuerwehrbewerb, der 2020 in Söll stattfinden wird. Feuerwehrgrößen wie Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl, Bezirksfeuerwehrkommandant Hannes Mayr sowie der Landesbewerbsleiter Jörg Degenhart waren zur Logopräsentation auf den Gipfel der Hohen Salve gefahren. Anwesend waren neben Ehrenmitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Söll auch Ausschussmitglieder und der Festausschuss der Freiwilligen Feuerwehr Söll sowie der Söller Bürgermeister Alois Horngacher.
Kommandant Anton Zott bezeichnete den Landesfeuerwehrleistungsbewerb 2020 bei seiner Begrüßung als Highlight der 124-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Söll und dankte den drei Hauptsponsoren – der Gemeinde Söll, den Bergbahnen Söll sowie dem Tourismusverband – für deren Unterstützung. Die Enthüllung des Logos, das auf einer Holztafel verewigt wurde, erfolgte durch Silvia Sulzenbacher und Fabian Koller, aus deren Feder das Logo stammt. »Die Grundidee war, das klassische Zeichen der Feuerwehr modern zu interpretieren, kombiniert mit einem strukturierten, schnörkellosen, geradlinigen Schriftzug«, erklärte Silvia Sulzenbacher. Über 3000 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner werden in 9er-Gruppen am 5. und 6. Juni gegeneinander antreten. Der Bewerb selbst ist ein großes Thema für die Feuerwehren Tirols, wie Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl bei seinen Grußworten betonte. »Das Event unterstützt die Kameradschaft, fördert die Teamarbeit und gleichzeitig versuchen wir, mit dem Bewerb, neue Mitglieder zu gewinnen. Man spürt bereits jetzt, dass die Freiwillige Feuerwehr Söll mit ganzem Herzen
hinter dem Event steht, so dass die zwei Tage mit Sicherheit für alle Teilnehmer und Zuseher ein Erlebnis werden.« Eine Aussage, die Landesbewerbsleiter Jörg Degenhart voll unterstrich. »Es braucht Mut, diese zwei Tage auszurichten. Aber es zeigt sich bereits jetzt die hohe Professionalität, die hinter den Vorbereitungen steckt.« Besonders erfreut über die Austragung in Söll ist auch Bezirkskommandant Hannes Mayr. »Das Ambiente in Söll ist eine perfekte Visitenkarte für den Bewerb. Die Infrastruktur und das Rundherum sind bestens dafür geeignet.« Auch Sölls Bürgermeister blickt den beiden Wettbewerbstagen äußerst zuversichtlich entgegen »Wenn sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Söll etwas vornehmen, dann setzen sie das zu 100 Prozent um und wir als Gemeinde werden sie dabei voll unterstützen«, meint Alois Horngacher. Der Bewerb ist ein sportlicher Wettkampf rund um den Wasseraufbau im Trockenen. Vom Legen der Saugleitungen, dem in Stellung bringen der Pumpen bis hin zum Löschangriff. Dazu wird ein Staffellauf über 50 Meter ausgetragen. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet am 6. Juni ab 15 Uhr der Fire-Cup, bei dem die 24 besten Mannschaften im K.-o.-Bewerb gegeneinander antreten. Als Highlight fährt das beste Team nach Slowenien zur Olympiade. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgt zudem der Leistungsbewerb für das bronzene und silberne Leistungsabzeichen. Als Rahmenprogramm tritt unter anderem die Gruppe »Die Draufgänger« mit ihrem Wiesenhit 2018 »Cordula Grün« auf. »Es ist eine Ehre und Herausforderung gleichzeitig, diesen Bewerb auszutragen. Wir sind bereit für Söll 2020«, strahlte Anton Zott nach der Enthüllung des Logos.

»Unser Ziel war es, mit dem Vidum für unsere Gäste ein zweites Wohnzimmer zu schaffen.«

Anna-Lena und Margit Pfister, Das Vidum, Söll

Dorffest mit Geschichte

Dorffest mit Geschichte

Trachtenbrauchtum, Blasmusik und Erntedankkrone. Auch 2019 lud die Goinger Bundesmusikkapelle wieder zum Erntedankfest auf den Dorfplatz mitten in Going. Aufgetischt wurde den hunderten Besuchern einmal mehr das klassische Traditionsgericht, für das die Goinger Bundesmusikkapelle seit nahezu 30 Jahren bekannt ist.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Martin Guggenberger
Die Biertische sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Blasmusikklänge schallen über den gesamten Platz. Herzhaftes Lachen ist zu hören. Die Kellnerin in zünftiger Tracht stemmt sechs Bierkrüge vorbei, während am Nebentisch das helle Klirren von Weingläsern zu hören ist. Die gelb-weiße Festtagsfahne an der Kirche bewegt sich nur leicht bei dem traumhaften Herbstwetter. Festtagszeit in Going.

Glückliches Wetterhändchen

Zum Abschluss der Platzkonzertsaison veranstaltete die Zum Abschluss der Platzkonzertsaison veranstaltete die Bundesmusikkapelle Going zum ersten Mal vor 25 Jahren ein kleines Fest, das sofort auf großen Anklang stieß. Seither laden die Musiker am zweiten Sonntag im September zum Sommerausklang. Wobei der Wettergott den rund 65 Mitgliedern der Bundesmusikkapelle sehr gewogen zu sein scheint, da die Veranstaltung seit dem Bestehen nur etwa dreimal abgesagt werden musste. Ein wetterfestes Zelt aufzustellen, kommt für die Musikanten nämlich nicht in Frage. Sie wollen so wie einst unter freiem Himmel feiern. Und das Konzept kommt an, so gut, dass der einstige Platzkonzertabschluss bald zum Dorffest anwuchs.

Ein Scheibchen vom Maibaum

Nach rund einer Stunde Platzkonzert verklingt das letzte Lied der Bundesmusikkapelle Going, die das Fest genauso wie in den Anfängen eröffnet, für die Festgäste und die Mitglieder der Blasmusikkapelle Going geht es jetzt aber erst so richtig los. Seit mehreren Jahren nutzen die Jungbauern und Landjugend die Feier am Dorfplatz zur Verlosung des Maibaums. Umgelegt und in Stücke zersägt finden die einzelnen Scheiben genauso wie unzählige Sachpreise neue Besitzer. Aber auch musikalisch hat sich das Fest immer weiter ausgedehnt. So entstand nach einigen Jahren die Idee, eine andere Musikkapelle auf ein Konzert einzuladen. Und die Gruppen kamen in Scharen. Bis hinunter nach Südtirol zieht sich die Liste der Kapellen, die für ein Konzert nach Going reisten. 2019 war es die Bundesmusikkapelle aus der Schwoich, die den Festgästen an die zwei Stunden aufspielte, bevor sie vom Goinger Koasaklang abgelöst wurde, einer kleinen Gruppierung von Musikern, bestehend aus Mitgliedern der Bundesmusikkapelle Going, die den Gästen noch ordentlich einheizte. Längst ist an diesem 2. Sonntag im September das gesamte Dorf auf den Beinen und auch die Kirche schloss sich dem Fest vor etwa sechs Jahren an und verlegte den offiziellen Kirchtag mit dem Erntedankgottesdienst von Mitte Oktober auf diesen Sonntag vor. So ziehen bereits am frühen Morgen, zum offiziellen Start des Festtages, der Pfarrer und unzählige Vereine mit der Erntedankkrone voran zum Gottesdienst in die Kirche.

Das Gericht der Goinger Bundesmusikkapelle

Die Kellnerin schwirrt zwischen den Biertischen umher. Bier, Wein, Würstl und vor allem das Traditionsgericht der Bundesmusikkapelle Going werden serviert: Schweinsbraten mit Knödel und Sauerkraut. Seit rund 30 Jahren kochen einige Mitglieder die schmackhafte Spezialität, für die sie längst bekannt sind. Und wenn das Wetter wieder mitspielt, wird sich daran auch 2020 nichts ändern, wenn die Bundesmusikkapelle Going am 13. September einmal mehr zum Kirchtagsfest lädt.

Gourmetfestival

Gourmetfestival

in Scheffau am Wilden Kaiser

Unter dem Motto »Schlemmen wie ein Kaiser« fand am 30. August 2019 das 3. Gourmetfestival in Scheffau am Wilden Kaiser statt.
Die Auftaktveranstaltung zu den Kulinarikwochen, bei denen die vier »Wilder Kaiser«-Gourmets – Andreas Salvenmoser (Jägerwirt), Ludwig Wieser (Gasthof Weberbauer), Alexander Schmiedhofer (Chalet Hotel Leitenhof) und Franz Kieslinger (Gasthof Zum Wilden Kaiser) gemeinsam mit den Gastköchen Helene Bichler (Helenes Kaffee Werk) und Stefan Glantschnig (Bayrischer Hof) – mit ihren Gerichten die Gaumen der Gäste verzauberten, war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Zum Eintritt bekam jeder Gast neben einem Aperitif ein gebrandetes Weinglas der Marke Riedel als Erinnerung zum Mitnehmen. Live-Musik, Weine von österreichischen Top-Winzern und vor allem die selbst kreierten Gourmetgerichte der Spitzenköche machten den Abend zu einem kulinarischen Hochgenuss.
Vom Welsfilet über Rinderfilet »Rossini«, Rehnuss aus eigener Jagd und »Umami Bombe« (Schweinebauch/Ramen/Miso Hollandaise) bis hin zu Schwarzkirsche/Zartbitter-Schokolade war für jeden Kulinarikliebhaber das Richtige dabei. Bei gemütlicher Atmosphäre und dem ein oder anderen Glaserl Wein ließ man den gelungenen Gourmetabend ausklingen. Und jetzt stellt sich die Frage – wenn du bist, was du isst, warum nutzt du nicht die Chance, ein Kaiser zu sein – beim 4. Gourmetfestival am 4. September 2020? #inechtnochschöner
TEXT & FOTO: TVB Wilder Kaiser

Nächtliche Schneeabenteuer

Nächtliche Schneeabenteuer

24 Stunden, 18 Tage hindurch waren die Schneeräumgeräte vergangenen Winter in Ellmau im Dauereinsatz. Keine leichte Aufgabe für die Bauhofmitarbeiter und die Subunternehmer, die die Straßen und Gehwege schneefrei halten. Ein Nachtjob unter Extrembedingungen, geprägt von den sich ändernden Wetterverhältnissen.
Ein Donnern schallt durch die Nacht, erfüllt die menschenleeren Straßen. Dichtes Schneetreiben. Das Geräusch wird lauter. Plötzlich tauchen zwei Lichter auf, kommen näher. Ein Grollen. Sekunden später fliegt der Schnee, der gerade noch die Straße bedeckte, im hohen Bogen durch die Luft. Wenige Augenblicke später ist der nächtliche Spuk wieder vorbei, die Straße schneefrei. Das Werk von Ellmaus Bauhofmitarbeitern und den drei Subunternehmern mit ihren tonnenschweren Einsatzfahrzeugen. Adrenalin-Jobs im eisigen Winter, während andere in ihren warmen Betten liegen.

24 -Stunden-Einsatz

»Der letzte Winter war extrem, wobei nicht die Schneemenge das Problem war, es war vielmehr der nicht endende Schneefall. Wir hatten keine Sekunde Zeit zum Durchatmen. Die Männer sind 18 Tage hindurch gefahren. Die Motoren wurden gar nicht mehr kalt, die Fahrer haben sich die Autoschlüssel in die Hand gegeben und weiter ging es«, erzählt Bauhofleiter Bernhard Moser. Doch auch ohne Extrembedingungen ändert sich der Tageslauf der Bauhofmitarbeiter und drei Subunternehmer, die für die Gemeinde fahren, im Winter von Grund auf. Zwischen zwei und drei Uhr früh beginnt ihre Schicht. Während die Subunternehmer mit ihren großen Pflügen die Straßen räumen, werden Geh-, Wanderwege und der Friedhof von den Gemeindemitarbeitern zu Fuß mit der Schneefräse begangen, Kilometer um Kilometer. Und das mitten in der Nacht.

Handys im Schnee

Gegen halb sechs Uhr früh kommen zwei bis drei Lastwagen im Kolonnenbetrieb, um den Schnee abzutransportieren tieren. Zeit bleibt nicht viel, denn ab sieben Uhr früh erwacht das Leben in Ellmau. »Durch die hohe Baudichte kann innerorts kein Schnee mehr gelagert werden. In einen Bach kannst du den Schnee aber auch nicht schütten, da die Verschmutzung der weißen Pracht recht hoch ist. Vom Streusalz abgesehen finden sich Unmengen an Müll darin.« Der Schnee landet am Schotterparkplatz des Kaiserbads, wo er im Frühjahr so manche Überraschung preis gibt. »Heuer waren unter anderem einige 10er iPhones darunter«, erzählt Bernhard Moser. Der Bauhofleiter selbst zieht im Hintergrund die Fäden und wird zum Springer. »Es kam schon vor, dass mich um zwei Uhr früh ein Fahrer anrief, dass er krank ist. Dann muss eben ich schnell raus.« Dazu kommt der Streudienst, der im Gegensatz zur Schneeräumung zu 100 % in der Hand der Gemeinde liegt. Um fünf Uhr früh geht es unabhängig vom Wetter los. Ist es notwendig, wird gestreut, ansonsten wird die Fahrt auf der 25 Kilometer langen Strecke zur Kon- trollfahrt. 2,5 Stunden dauert eine Runde. Gefahren wird im Schichtbetrieb, da um drei Uhr nachmittags die zweite Runde ansteht.

Neue Wetterlage

Der Wetterbericht ist im Winter der ständige Begleiter der Männer. »Wir hören alle genauer hin. Vor allem beim bayrischen Wetterbericht, denn die Niederschlagswetter kommen aus dem Rosenheimer Raum.« Von ZAMG erhalten alle Mitarbeiter zudem auf das Handy detaillierte Wetterinfos speziell für Ellmau. »Unser größtes Problem mit dem Wetter ist, dass es sich geändert hat. Früher fing es gegen zwei, drei Uhr nachts an zu schneien. Seit einigen Jahren hat sich das auf vier, fünf Uhr früh verschoben. Damit haben wir weniger Zeit, die Straßen freizuräumen, bis der Morgenverkehr startet.« Dazu kommt der Faktor Schneeverwehungen, der in den letzten zehn Jahren einen neuen Stellenwert einnahm. »Die Winde haben sich massivst verändert. Wir haben viele Ostwinde. Lassen die aus, schieben die Westwinde an und die Verwehungen starten. So etwas gab es bisher nur hoch oben in den Berge. Es kann passieren, dass du mit dem Schneepflug fährst und keine halbe Stunde später ist die Straße wieder dicht vom hineingewehten Schnee.« Gerade hier entstehen oft Missverständnisse, werden die Fahrer beschimpft oder gehen beim Bauamt die Telefone heiß. »Es ist ärgerlich, wenn man wegen dem Schnee irgendwohin zu spät kommt. Nur haben sich hier auch die Menschen geändert. Früher war es normal, bei Winterbedingungen früher zu starten, etwas mehr Zeit einzuplanen. Heute hast du ein Hupkonzert hinter dir, wenn du kurz den Weg blockierst, um die Straße zu räumen, oder es trudeln Beschwerden ein, dass irgendwo nicht geräumt wurde. Da unsere Fahrzeuge alle mit GPS ausgestattet sind, können wir zum Glück genau sagen, wann wir wo unterwegs waren.« All den Anstrengungen zum Trotz freuen sich die Männer vom Winterdienst aber bereits auf den Schnee. »Denn es ist schon etwas Spezielles, wenn du durch die Straßen fährst, rundum dunkle Nacht, und der Schnee im hohen Bogen von der Straße fliegt.«

Eisige Kunst

Eisige Kunst

Seine Eisfiguren in Ellmau, Going, Scheffau und Söll faszinierten im Vorjahr unzählige Menschen. In nur neun Stunden kreierte der Goinger aus einem Schneeblock das Koasamandl genauso wie die Hexe von Söll. Eine Leidenschaft, die Reinhard Meilinger als 12-Jähriger entdeckte.
Der Schnee spritzt, fliegt in Form feiner, eisiger Kristalle durch die Luft und erzeugt einen scheinbar undurchdringlichen Nebel, untermalt vom lauten Rattern der Motorsäge. Kurz darauf verstummt der Lärm. Der Schneestaub legt sich und in dem vorher glatten Schneeblock sind erste Konturen eines Hexenhutes erkennbar. Es ist zehn Uhr morgens. Bis um 16:00 Uhr wird das Hexenwasserlogo ganz aus Schnee fertig sein. Eine kalte, vergängliche Kunst.

»Eigentlich ist es ganz einfach, du schneidest alles Überflüssige weg...«

Reinhard Meilinger, Going

Das Geheimnis liegt in 360 Grad

Vor dem Haus steht ein Steinadler. In Feinarbeit hat Reinhard jede einzelne Feder in den Holzstamm geschnitzt. Eine Arbeit von zwei bis drei Wochen. Noch fehlt die Sitzbank, die zum Adler gehört. Ist die angepasst, geht sein neuestes Werk nach Deutschland zu einem Eintracht-Fan, der bereits einen Adler von ihm besitzt. »Den herzugeben schmerzt schon etwas, da er auch gut in unseren Garten passen würde«, lacht Reinhard. Holz ist neben Schnee das zweite Lieblingsmaterial des Goingers, wenn es ums Schnitzen geht. »Der Unterschied zwischen den beiden Materialien liegt im Widerstand, den das Material bietet. Wenn du Schnee verwendest, musst du vorarbeiten, den Schnee mit einer Schneefräse fräsen, damit er feiner wird und über Nacht einschalen, damit er etwas friert.

Beim Holz sind dagegen immer wieder Äste oder Maserungen, die die Arbeit erschweren.« Aber egal welches Material, letztlich ist Schnitzen für den Goinger wie eine Sucht. »Zuerst hast du nichts, also nur den Stamm oder Schneeblock. Dann fängst du an, siehst dein Werk entstehen und damit kommt der Spaß an der Sache und du hörst nicht mehr so schnell auf. Aber, selbst wenn es dir noch viel Spaß macht, nach ein paar Stunden wird es anstrengend, da du ständig in 360 Grad denken musst.«

Lucky Luke und der Saloon

Rund acht Stunden brauchte er im Vorjahr für jede der Schneefiguren in den vier Orten am Wilden Kaiser. Neben der Hexe für Söll bekam Scheffau einen Rennfahrer, Ellmau sein Koasamandl und seinem Heimatort Going zauberte Reinhard wegen der Vergangenheit als Knappendorf einen Steinbrucheingang samt Knappen. Für heuer ruht die Schneekunst vorerst, denn bis Mai ist Reinhard mit dem Schnitzen von Holzfiguren ausgebucht. Unter anderem warten noch Lucky Luke und die Dalton-Brüder auf ihn. Die vier sollen vor einer als Saloon gestalteten Gartenhütte stehen. »Ich habe mir dazu eine eigene Geschichte ausgedacht«, erklärt Reinhard und beginnt von gefesselten Banditen und Lucky Luke in seiner klassischen Draufgängerpose zu erzählen.

Text: Adriane Gamper  FOTO: GPhoto/Martin Guggenberger

Tourismusabenteuer in Miami & Söll

Tourismusabenteuer in Miami & Söll

Im Dezember 2019 eröffnete Anna-Lena Pfister gemeinsam mit ihrer Mutter Margit im Herzen von Söll die Bar »Das Vidum«. Für die 25-jährige Söllerin ging damit ein Traum in Erfüllung und gleichzeitig kehrte sie zurück zu ihren Wurzeln.

»Ich weiß noch, wie mir unsere gute Luft auffiel als mich mein Papa nach meinem Jahr in den USA vom Flughafen abholte und ich unser Wasser zu schätzen wusste«, lacht Anna-Lena beim Erzählen von ihrem einjährigen Abstecher in die USA.


Sie ist gerade 19, hat die Matura in der Tasche, als sie beginnt, ihre Koffer zu packen. Ihr Ziel: Der renommierte Addison Reserve Country Club, ein nobler Golfclub in Miami. »Sie hatten bei uns in der Tourismusschule Klessheim in Salzburg nach Mitarbeitern Ausschau gehalten und ich hatte das Glück, einen Platz zu bekommen.« Für die Söllerin, die leidenschaftlich gerne reist, Abenteuer pur. »Du stehst praktisch ganz alleine in einer vollkommen anderen Welt.

Aber dadurch wirst du selbstständig und ich lernte unglaublich viel – über die
Gastronomie, aber auch über den Umgang mit Menschen.«
Das Lernen setzte sich nach ihrer Rückkehr ins Traditionelle Söll fort. Die heute 25-Jährige erwarb am MCI den Bachelor für Management und Law und schließlich den Master in Entrepreneurship and Tourism Management, bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzte.
Gemeinsam mit ihrer Mama Margit kehrte sie endgültig zu ihren Wurzeln zurück und eröffnete die Bar »Das
Vidum«. »Ich bin ja praktisch im Tourismus groß geworden, habe schon früh bei meinen Großeltern auf der Skihütte Salvenmos geholfen.«

»Mich mit Freunden zu treffen, ist mein Lebenselixier und reisen, meine Art zu meditieren.«

Anna-Lena Pfister, »Das Vidum«, Söll

TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPhoto/Simon Lanzinger

Untereggenhof

Hoch über Reite

Eineinhalb Kilometer oberhalb von Reith liegt idyllisch mitten im Grünen der Untereggerhof. Ein Ort, an dem Familie großgeschrieben und der Schnaps selbst gebrannt wird. Sogar Soko Kitzbühel machte schon halt im Bauernhaus, dessen Alter niemand so genau kennt, und verwandelte die Stube aus der Zeit Maria Theresias vollkommen.

Es geht nach oben, hinein in den Wald. Eine Kurve folgt der anderen. Die Straße ist längst schneebedeckt und außer Sträuchern und Bäumen ist nichts mehr zu sehen. Doch die Anfahrtsbeschreibung war klar: Immer nach oben, auch wenn ihr glaubt, da kommt nichts mehr. Und wirklich. Eine letzte Kurve, der Wald öffnet sich, schneebedeckte Wiesen werden sichtbar und die Rückseite des Untereggerhofs der Familie Adelsberger. Lautstarkes Bellen schallt über das Hofgelände. Sekunden später erscheinen zwei Pfoten, eine Schnauze und zwei lustig wackelnde Ohren an der halbhohen Stalltür. Lucy, der Hofhund.

 

Großfamilie

Tannengrün, Weiß und der warme, braune Farbton des Holzes verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen. Das Holz stapelt sich vor und neben dem Bauernhaus. Die Küche gleich links von der Eingangstüre ist heimelig warm und gemütlich-modern eingerichtet. »Irgendwann musste einmal etwas Neues her«, lacht Christl Adelsberger, die vor 32 Jahren zu ihrem Mann Thomas auf den Hof hoch über Reith zog. Bis zum Frühjahr bewirtschafteten die beiden den Hof, seither hat ihn ihr ältester Sohn Thomas jun. gepachtet. »Wir helfen aber trotzdem

»Unsere Stube ist noch aus der Zeit von Maria Theresia.«

Christl Adelsberger, Reith

mit, so gut es geht, eine Familie hält einfach zusammen«, erklärt Thomas, und sein Sohn sowie dessen Freundin Sandra nicken bestätigend. Die Familie wurde am Untereggerhof immer schon großgeschrieben. Vier Geschwister von Thomas lebten noch im Haus, als Christl einzog, dann folgten ihre eigenen fünf Kinder. »Zu Spitzenzeiten wohnten hier drei Generationen, 14 Familienmitglieder.« Eng war es zu der Zeit, aber dabei hat sich niemand etwas gedacht. Nichtsdestotrotz stockten die Bauersleute schließlich den Hof auf. Dabei fanden sie über eine Inschrift auch heraus, dass das Bauernhaus bereits schon 1780 erweitert wurde. Wann das Anwesen errichtet wurde, das geht jedoch nirgends hervor.

Türe in die Vergangenheit

Der Vorraum ist geprägt durch das alte Holz an Wänden, der Decke und am Boden sowie dem riesigen Ofen, der von hier aus eingeheizt wird. Über zwei Stufen geht es hinein in die Stube, die direkt gegenüber der Küche liegt. »Zwei Stufen, da der Hof auf dem schrägen Gelände errichtet wurde. So hat man früher Unebenheiten am Bauplatz ausgeglichen«, erklärt der Altbauer. Durch die Türspalte scheint das Tageslicht leicht in
den Gang hinein. Der Türrahmen ist kunstvoll geschnitzt, genauso wie bei den Zimmereingängen im oberen Stock. Ein Griff zur alten Klinke und der Blick in die Vergangenheit wird frei. Die Zeit scheint hier herinnen stehen geblieben zu sein. Altholz an den Wänden, Decken und Boden. Der typische Kachelofen mit den charakteristischen tannengrünen Kacheln. Die Stromleitungen sind ganz klassisch am Holz fixiert. Ganz hinten in der Ecke, direkt über dem runden Bauerntisch, ist der Herrgottswinkel eingerichtet. Ein Stück, auf das die Familie besonders stolz ist.

Maria Theresia trifft Soko Kitzbühel

»Die Stube ist aus der Zeit von Maria Theresia«, erklärt Christl und fügt hinzu, dass hier herinnen sogar schon für eine Folge von Soko Kitzbühel gedreht wurde. »Sie haben den Raum komplett ausgeräumt und in eine Küche verwandelt, wir haben unsere Stube nicht mehr wiedererkannt. Da war was los am Hof«, erzählt sie lachend. Aus der Zeit von Maria Theresia stammt auch das Brennrecht des Hofs. »Wie das Haus wird auch die alte Brennanlage ausschließlich mit Holz beheizt, deshalb heißt es extra aufpassen, damit nichts anbrennt. Früher, als wir noch mehr Obst hatten, mussten wir uns abwechseln, um die Anlage zu beaufsichtigen. Und das hat gedauert, Tag und Nacht, da wir durch das offene Feuer nur sehr langsam brennen konnten. Da war es gut, dass so viele Leute am Hof lebten«, schmunzelt Christl. Spelling und Äpfel landen im Brenner. Ab und an auch Zwetschgen, doch die werden meist gedörrt, damit Christl genügend Zutaten für ihr Klotzenbrot hat, das sie jeden Winter wieder zubereitet.

Eine kesse Söllerin

Eine kesse Söllerin

Edith Bindhammer strahlt. Sie strahlt aus ganzem Herzen von den Fotos, fühlt sich sichtlich in ihrer Haut wohl. Sie ist eine Tirolerin, die sich besonders gerne in Dirndl oder Tracht zeigt. Und dann gibt es da noch eine andere Leidenschaft, von der sie erzählt.

Ob rot, blau oder grün – beruflich bedingt hingen bereits mehr als vierzehn verschiedene Dirndl in Edith Bindhammers Kleiderschrank. Mit dem Jobwechsel zur Raiffeisen Bezirksbank Kufstein kam auch ein anderer Kleidungsstil, die Liebe zu den Dirndln blieb aber bis heute. »Ich bin immer noch gerne damit unterwegs und freue mich, dass das trachtige Gewand wieder mehr getragen wird.« Und dann bekam sie ein ganz besonderes Stück für ihre Garderobe: Die Unterinntaler oder Unterländer Tracht in Rot und Blau. »Ich finde, dass die Unterinntaler Tracht ein sehr schönes und edles Gewand ist und fühle mich darin sehr wohl«, beschreibt Edith, während sie ihren Hut zurecht rückt. »Es macht einen auch irgendwie stolz, wenn man die Tracht trägt.« Das traditionelle Kleidungsstück wurde auf sie zugeschnitten, da sie seit gut einem halben Jahr Mitglied bei der Bundesmusikkapelle Söll ist. Wie es dazu kam?
Ob rot, blau oder grün – beruflich bedingt hingen bereits mehr als vierzehn verschiedene Dirndl in Edith Bindhammers Kleiderschrank. Mit dem Jobwechsel zur Raiffeisen Bezirksbank Kufstein kam auch ein anderer Kleidungsstil, die Liebe zu den Dirndln blieb aber bis heute. »Ich bin immer noch gerne damit unterwegs und freue mich, dass das trachtige Gewand wieder mehr getragen wird.« Und dann bekam sie ein ganz besonderes Stück für ihre Garderobe: Die Unterinntaler oder Unterländer Tracht in Rot und Blau. »Ich finde, dass die Unterinntaler Tracht ein sehr schönes und edles Gewand ist und fühle mich darin sehr wohl«, beschreibt Edith, während sie ihren Hut zurecht rückt. »Es macht einen auch irgendwie stolz, wenn man die Tracht trägt.« Das traditionelle Kleidungsstück wurde auf sie zugeschnitten, da sie seit gut einem halben Jahr Mitglied bei der Bundesmusikkapelle Söll ist. Wie es dazu kam?

In der Familie

MAKING OF Ob Holz, Blumen oder weite Natur – egal wo Fotograf Martin Guggenberger die fesche 25-Jährige für das Foto platzierte, sie stahl jedem noch so bunten Hintergrund die Show. Visagistin Sonja Embacher achtete dabei auf den perfekten Look für Ediths Typ und kümmerte sich um ihre Haare. Günther Fankhauser behielt die Gesamtkonzeption des Shootings im Blick. Alle Fotos wurden diesmal im bezaubernden Garten des Denggenhofs in Söll geschossen. Söll als Posaunist. Als seine Tochter jedoch vier Jahre alt war, musste er berufsbedingt die Musiktracht zurückgeben, da sich das Vereinsleben mit dem Beruf als Reisebusfahrer nicht vereinbaren ließ. »Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht, ob ich ein Musikinstrument lernen soll«, erinnert sie sich zurück. Im Jahr 2016 ging die Söllerin erstmals beim ›Uklepfen‹ mit und lernte dabei einige von dem Verein kennen und die Musik lieben. Den endgültigen Schritt wagte sie aber selbst erst nach einem kleinen Ruck. »Wir waren beim Woodstock der Blasmusik und eine Freundin meldete mich zum Spaß bei der Musikschule in Söll an«, lacht Edith. »Es war als Scherz gedacht und ich stand auch zuerst auf der Warteliste. ›Zum Glück!‹ – dachte ich mir. Dann kam zwei Wochen vor Schulbeginn aber doch der Anruf, dass ich aufgenommen bin. Von da an wurde es ernst.«
MAKING OF Ob Holz, Blumen oder weite Natur – egal wo Fotograf Martin Guggenberger die fesche 25-Jährige für das Foto platzierte, sie stahl jedem noch so bunten Hintergrund die Show. Visagistin Sonja Embacher achtete dabei auf den perfekten Look für Ediths Typ und kümmerte sich um ihre Haare. Günther Fankhauser behielt die Gesamtkonzeption des Shootings im Blick. Alle Fotos wurden diesmal im bezaubernden Garten des Denggenhofs in Söll geschossen. Söll als Posaunist. Als seine Tochter jedoch vier Jahre alt war, musste er berufsbedingt die Musiktracht zurückgeben, da sich das Vereinsleben mit dem Beruf als Reisebusfahrer nicht vereinbaren ließ. »Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht, ob ich ein Musikinstrument lernen soll«, erinnert sie sich zurück. Im Jahr 2016 ging die Söllerin erstmals beim ›Uklepfen‹ mit und lernte dabei einige von dem Verein kennen und die Musik lieben. Den endgültigen Schritt wagte sie aber selbst erst nach einem kleinen Ruck. »Wir waren beim Woodstock der Blasmusik und eine Freundin meldete mich zum Spaß bei der Musikschule in Söll an«, lacht Edith. »Es war als Scherz gedacht und ich stand auch zuerst auf der Warteliste. ›Zum Glück!‹ – dachte ich mir. Dann kam zwei Wochen vor Schulbeginn aber doch der Anruf, dass ich aufgenommen bin. Von da an wurde es ernst.«

Eine späte Erfolgsgeschichte

Mit viel Ehrgeiz und Fleiß engagiert sich Edith seither bei der Bundesmusikkapelle Söll, 2019 war sie bereits beim Frühjahrskonzert in der Volksschule Söll am Start. »Das hätte ich mir selbst nicht gedacht, dass ich mit 24 Jahren noch zur Musik gehe«, resümiert sie. »Wahrscheinlich muss ich da doch etwas Musikalisches geerbt haben. Es taugt mir richtig.« Einen zusätzlichen Aufwind verschaffte ihr der ausgezeichnete Erfolg beim Bronze-Leistungsabzeichen in diesem Jahr. Doch nicht nur Edith hat die Euphorie für die Posaune gepackt, auch Papa Sigi fand wieder zurück zum Blasinstrument. »Ich bekam heuer zu meinem Geburtstag eine Posaune von meinen Papa geschenkt. In diesem Zuge hat er sich auch gleich selbst eine gekauft«, schmunzelt sie. »Ich habe ihn wohl wieder g’lustig gemacht.« So konnten beide am Festumzug des Bezirksmusikfests in Söll teilnehmen und nebeneinander marschieren. »Ich bin in der Reihe neben meinem Papa gegangen. Das hat mir richtig viel bedeutet. Auch weil er erstmals seit 21 Jahren wieder ausgerückt ist. Und wer weiß, vielleicht tritt er dem Verein irgendwann doch wieder bei.«

MAKING OF
Ob Holz, Blumen oder weite Natur – egal wo Fotograf Martin Guggenberger die fesche 25-Jährige für das Foto platzierte, sie stahl jedem noch so bunten Hintergrund die Show. Visagistin Sonja Embacher achtete dabei auf den perfekten Look für Ediths Typ und kümmerte sich um ihre Haare. Günther Fankhauser behielt die Gesamtkonzeption des Shootings im Blick. Alle Fotos wurden diesmal im bezaubernden Garten des Denggenhofs in Söll geschossen.

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto /Martin Guggenberger

Die Brezensuppe

Auf falscher Fährte

Hört man erstmals von der Brezensuppe, so denkt man wahrscheinlich an eine flüssige Speise. Bei diesem Rezept handelt es sich aber eher um einen Auflauf, um eine vollmundige Bauernkost. »Wir mögen die Brezensuppe recht gerne. Sie ist schnell und einfach gemacht«, sagt Sabrina Flatscher. Sie lebt seit fünf Jahren am Bichlhof in Söll.
Der wesentlichste Bestandteil der Brezensuppe ist das Gebäck – ob die Zubereitung mit weißen oder Laugenbrezen geschieht, hängt von der jeweiligen Region ab. »Ich habe das Rezept zu Hause so gelernt, wir verwenden die weißen Brezen und nicht die Laugenbrezen«, beschreibt Sabrina. »Die habe ich jetzt in Bruckhäusl beim Bäcker gekauft.« Generell handelt es sich bei Brezen um ein Gebäck in Form eines symmetrisch verschlungenen Teigstrangs – auf das lässt auch der Name schließen. Dieser stammt aus dem Lateinischen, »brachium« bedeutet der Arm. Demnach weist die Form der Breze auf verschränkte Arme hin. Zudem handelt es sich bei der Breze – in Österreich übrigens auch das Brezel – um das verbreitetste Gebildbrot. Sie wurde somit früher zu Festen des Kirchen- oder des Bauernjahres in bestimmten Formen hergestellt und verzehrt, heute bekommt man Brezen ganzjährig in den Geschäften. Seit dem Mittelalter wird die Breze von der Bäcker-Zunft als Zunftzeichen verwendet.

Berg- und Graukäse

Bei Sabrina liegen acht weiße Brezen zur Verarbeitung bereit, sie bestehen aus Weizenmehl und wurden keinem Laugenbad unterzogen. Daher gleichen sie mehr einer Semmel als der bekannten Laugenbreze. Sie schneidet die Brezen in etwa ein Zentimeter große Stücke und schlichtet sie in eine feuerfeste Form. »Ich habe Kochen von meiner Mama und meinem Bruder gelernt. Er ist Koch beim Alpenschlössel in Söll«, erzählt die 29-Jährige, während sie den Käse für das pikante Gericht vorbereitet. »Wenn mein Papa nicht daheim war, hat es immer süße Speisen oder Mehlspeisen gegeben. Wenn er da war, mehr Deftiges. So etwas wie die Brezensuppe.« Sorgsam streut sie Grau- wie auch Bergkäse über die Brezen und mischt alle Bestandteile untereinander. »Wir verwenden zwei Käsesorten, da der Geschmack dann besser ist.« Und dann widmet sich die gebürtige Kirchbichlerin einem der wichtigsten Schritte: der Rinderbouillon. Mit Bedacht, dass ja nichts von der kostbaren Suppe verschüttet wird, schöpft sie die Flüssigkeit über die festen Zutaten. Erst vor kurzem hat sie die Bouillon in der Küche hergestellt. »Alles muss sich mit der Suppe gut vollsaugen. Passiert das nicht, wird das Gebäck sehr fest und zu knusprig«, verrät Sabrina, die im Waldkindergarten in Kirchbichl arbeitet. Daher heißt es jetzt abwarten.

Resteverwertung

Doch woher kommt die Brezensuppe ursprünglich? Die Brotsuppe an sich ist in zahlreichen Ländern bekannt, sie wird in etlichen unterschiedlichen Varianten zubereitet. Deren Hintergrund ist, dass Brot als Symbol für das Christentum nicht weggeworfen werden sollte – man sprach sogar vom sündhaften »Brotfrevel«. Auch der Aspekt der Resteverwertung spielte in früheren Tagen sicherlich mit, so fand auch altbackenes Brot oder Gebäck eine sinnvolle Verwendung. Die Brezensuppe ist heute eine Spezialität aus den Küchen der Bayern, Salzburger und Tiroler – besonders in der Wildschönau wird die Brezensuppe hoch geschätzt und als Spezialität deklariert. Mittlerweile hat Sabrina die Form aus dem Ofen geholt, sie streut goldbraune Zwiebelringe und reichlich Schnittlauch darüber. Ihre zweijährige Tochter und weitere Familienmitglieder warten bereits am Tisch auf die Speise. »Sie kann derzeit vom Käse nicht genug bekommen«, spaßt Sabrina über ihre Tochter, sticht mit einem Pfannenwender Stücke aus der Brezensuppe heraus und verteilt je eines auf den Tellern. Klassisch trinkt man zu dem deftigen Gericht Milch oder Buttermilch, am Bichlhof setzt man lieber auf hausgemachten Zwetschgensaft. Mahlzeit!

Rezept:
Zutaten:
8 weiße Brezen
200 g Bergkäse
250 g Graukäse
1 Liter Rinderbouillon
2 Zwiebeln
etwas Butter zum Anbraten
einen Bund Schnittlauch
Salz und Pfeffer

Zubereitung:
1. Brezen in gleichmäßige, 1 cm große Stücke schneiden und in eine feuerfeste Form geben.
2. Bergkäse reiben, Graukäse klein würfeln. Beide Käsesorten über die Brezen geben und durchmischen.
3. Brezen und Käse mit der Bouillon übergießen und quellen lassen.
4. Im Ofen bei 180 °C 15 bis 20 Minuten backen lassen.
5. In der Zwischenzeit Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Mit Butter in einer Pfanne goldbraun anrösten.
6. Den Schnittlauch in feine Ringe schneiden.
7. Form aus dem Backofen nehmen und die Brezensuppe mit Zwiebeln und Schnittlauch garnieren.

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto /Martin Guggenberger

Ein stolzer Hof

Einst und heute ein stolzer Hof.

Der Hof »Ried« thronte rund 450 Jahre lang über Ellmau am Hartkaiser, nun beeindruckt er mit seiner stolzen Erscheinung am Weiler des Heimatmuseums. Auch wenn der Hof seinen Standort wechselte, die Geschichte lässt sich bei den originalen Bestandteilen noch immer spüren.
Ehrwürdig wirkt er mit seinen Jahrhunderten auf dem Buckel, 1753 ist in das Holz geschnitzt. Was mag in diesen vier Wänden schon geschehen sein? Der Hof »Ried« hat gute wie schlechte Zeiten überdauert, einige Generationen an Familien beherbergt. Ab 1931 bewirtschaftete vierzig Jahre lang die Bauernfamilie von Anna und Josef Lettenbichler mit ihren Kindern den Bergbauernhof. »I bin do herobn gebor’n«, denkt Katharina Reiter, eine Tochter der beiden, in einem sehr beeindruckenden Film von Ronny Exenberger für die Chronik Ellmau zurück. »Fünf Johr davua san mia heakemma.« Lächelnd sitzt sie auf der hölzernen Bank und schaut in die Ferne, die Aussicht ist vom Standort am Hartkaiser schier unendlich. »Mei Kindheit wor sche.« Auch wenn die Familie weder

fließend Wasser noch Strom hatte, ging ihnen nichts ab. Neben der »Riad-Kathl« wuchsen noch weitere elf Kinder am Hof auf. »Ins hod üwahaupt nichts g’feit, mia hom nia Hunga leidn brauchn«, ergänzt sie, die Familie lebte von der eigenen Landwirtschaft. »Es wor hier ob’n ois sche. Boid Mama und Dati Geburtstog kob hom oder de greßan G’schwistara kemma san. Wenn mia oi banond won, wor’s oafoch sche.« ​Katharina Reiter bewohnte den Hof zuletzt mit ihrem Mann Hansi, sie hat auch ihre beiden Kinder im Riedhaus geboren. »Mia hom donn Haus baut unten«, erzählt sie weiter. »Mia hom dann gsog, mia gehn doch liawa hinab, mia hätt’n owa ned weck miasn.« Zuletzt war der Hof unbewohnt. Da er zudem dem Bauder neuen Gondelbahn auf den Hartkaiser weichen sollte, schenkte der letzte Besitzer, Bertram Müller von der BLS-Privatstiftung, das Bauernhaus, das sein Großvater Bartlmä Lechner 1927 gekauft hatte, der Gemeinde Ellmau. Diese veranlasste die Überstellung des Bauernhauses zum Standort im Tal.

»Mi hod des narrisch gfreit, wie se gsog hom, dass der Hof obtrogn wead.«

Katharina Reiter, letzte Bewohnerin des Hofs »Ried«

»Mi hod des narrisch gfreit, wie se gsog hom, dass der Hof obtrogn wead.«

Katharina Reiter, letzte Bewohnerin des Hofs »Ried«

»Bei uns in Scheffau hat jeder sein eigenes Klientel an Gästen. Dadurch helfen wir auch zusammen«, beschreibt er. »Vor 50 Jahren war jeder dem anderen neidisch, das mag ich überhaupt nicht. Zusammenarbeit ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Kei- ner muss Angst haben, dass ihm der andere etwas wegnimmt. Man soll miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.« Reichhaltige und g’schmackige Kost – die findet man auf der Karte des Weberbauers. Angst vor der Kalorie scheint Ludwig in diesem Sinne nicht zu haben. »Die Gerichte, die bodenständig sind, kann man aber durchaus noch mit neuen Kreationen wirkungsvoller gestalten«, meint Ludwig. »Auch wenn es nur mit einer Form ist, die man beispielsweise verändert.« Schweinsbraten bleibt aber Schweinsbraten, »der Geschmack bleibt der gleiche«. Oder der Skinchip, der wäre auch ein Beispiel für Neues. Hierfür löst Ludwig die Haut vom Fischfilet und frittiert dieses eigens. Viel Chi chi wird es bei ihm dennoch nie auf dem Teller geben. »Pinzettenkoch bin ich einfach keiner, als Gourmetkoch möchte ich mich ebenso nicht bezeichnen. Das will ich auch gar nicht sein.« Muss er auch nicht: Denn der Tafelspitz kommt auch so traditionell delikat und beinahe so wie das Original aus Wien auf den Tisch. Blattspinat, Röst- kartoffeln und Apfelkren gibt es dazu. So wie es sich gehört, nimmt das Fleisch vor dem Verzehr noch ein Bad in der frischen und selbst aufgesetzten (zum Glück!) Bouillon. »Die Gäste, die zu uns in den Weberbauer kommen, wollen großteils bodenständig essen. Ich mache zwar andere Menüs auch, aber diese muss man extra bestellen.«

Zwei Jahre Projektzeit

Im April 2017 feierte die »Riad-Kathl« noch ihren 80. Geburtstag am Hof, kurz darauf rückte die Mannschaft der Ellmauer Zimmerei Naschberger an. Sie trug behutsam das Haus Stück für Stück ab, jedes Bauteil erhielt eine Plakette und wurde in einen Aufbauplan eingetragen. »Beim Abbau mussten wir sehr behutsam vorgehen, damit wirklich nichts verletzt wird«, beschreibt Andreas Naschberger, der auch mit der Leitung des Projekts betraut war. So wurde der reine Holzbau nach und nach ins Tal befördert und den Winter über in der Trockenkammer eingelagert, bevor es auf dem Gelände des Heimatmuseums an den Wiederaufbau ging. »Des gfreit mi gonz narrisch, weil mia so vü schene Kindheitserinnerungen do herom kob hom«, erklärt Katharina. »Do herom wor’s oafoch sche.«

Nach zwei Jahren Projektzeit war es so weit: Beim Sommereinläuten des Heimatmuseums Ellmau wurde das alte Bauernhaus Ried feierlich eingeweiht. »Das Riedhaus ist jetzt zusätzlich eine Aufwertung für die Gemeinde, weil einige Geschichten und Erlebnisse der damaligen Zeit sichtbar werden«, sagt der Kurator des Heimatmuseums, Leo Exenberger. »Am ursprünglichen Standort wäre es verfallen, da es nicht zugänglich war. Es gab keinen Weg, nichts.« Im Tal bildet das Riedhaus nun einen

Museumsweiler mit dem Heimatmuseum im alten »Wegmacher«-Häusl und der ebenfalls abgetragenen und wiederaufgebauten Dreschtenne. An das Originalhaus von Ried wurde hinten neu eine Rem angebaut, in der Oldtimerfahrzeuge der Ellmauer Feuerwehr im Parterre geparkt sind, darüber wurde ein Veranstaltungsraum eingerichtet. Der alte Teil des Hof-Gebäudes soll im Erdgeschoss das Heimatmuseum erweitern, während die Stuben der ersten Etage Chronikstücken und einer jährlich wechselnden Ausstellung zur Verfügung gestellt werden. Der Kurator schätzt jedenfalls den jahrhundertealten Neuzugang am Gelände: »Wenn ich hierherkomme, fühl’ ich mich einfach wohl.« So wie es den Menschen vor ihm auch schon ging.

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto /Martin Guggenberger

Die Zebus

Anspruchslose Zeitgenossen

Anspruchslos, hitzeresistent und gegen viele tropische Krankheiten unempfindlich sind die Zwergzebus – und vor allem wenig verbreitet in Österreich. Rund 1.200 Buckelrinder grasen auf den Feldern Österreichs, das ist ein Rasseanteil von rund 0,06 Prozent. Mark Pirkner hat sie sich trotzdem aus vielen Gründen zugelegt.
Genügsam kaut das Zwergzebu sein Futter. Um den Hintersteinersee sind die Wiesen feucht, moosig und sauer – nicht ganz nach dem Geschmack der meisten Rinderrassen. Den ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammenden Nutz- tieren ist das aber reichlich egal. »Wir wollten etwas kleines, leichtes«, nennt Mark Pirkner den Grund, warum keine herkömmlichen Kühe auf den Feldern zu sehen sind. »Etwa 15 Jahre haben wir schottische Hochlandrinder gehalten. Für diese hat sich jemand interessiert, dann haben wir die ganze Herde verkauft. So sparten wir uns die aufwändige Ein- zäunung aufgrund der langen Hörner, mussten aber auch nach neuen Rinder suchen.« Immerhin sollten die acht Hek- tar Grünland des landwirtschaftlichen Betriebs »Seespitz-Hof« nicht unbewirt- schaftet bleiben.

»Wir haben die Rinder nicht nur zum Ansehen. Der Plan ist schon, etwas Ordentliches auf den Teller zu bringen.«

Mark Pirkner,

»Seespitz-Hof« in Scheffau

Extensive Nutzung

Langläufig strecken sich die Felder, teils steile Lagen machen das Gelände für schwere Rinderrassen aber nicht geeignet. Mit seinen rund 750 Kilogramm würde ein Fleckvieh Löcher in den Boden stampfen, über kurz oder lang wären die Wiesen zertreten gewesen. »Daher wollten wir keine herkömmlichen Rinder. Die Zwergzebu-Kühe wiegen um die 300 Kilogramm – wenn es eine schwere ist«, weiß der Scheffauer. Von der Familie wurden zehn der Buckelrinder 2004 in Deutschland gekauft, in Naturschutzprojekten für Weideoffenhaltungen werden sie dort oft genutzt. Auch aufgrund der Tatsache, dass sie Robustrinder sind. Zwergzebus stammen ebenso wie die europäischen Hausrinderrassen vom Auerochsen ab und kommen ursprünglich aus Sri Lanka, heute sind sie beinahe auf der ganzen Welt zu finden. Zwergzebus sind standorttreu und zeigen ein ausgesprochen intensives Herdenverhalten.

Der Name dem Aussehen nach

»Ceba«. Auf dieses tibetanische Wort geht der Begriff Zebu zurück und heißt übersetzt nichts anderes als Buckel. Mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Höcker im Widerristbereich sind die Tiere ausgestattet, wobei die Männchen einen stärker ausgeprägten Buckel als die Weibchen besitzen. Bei der Fellfarbe gibt es bei den Zebus keine Grenzen: ob Braun-, Schwarz-, Rot- oder Weiß-Töne, einfärbig, gefleckt oder gesprenkelt – die einzige Gemeinsamkeit ist das schüttere Haar. Pro Quadratzentimeter Haut wachsen weniger Haare als das beim konventionellen Hausrind der Fall ist.

Feinfasrig und fettarm

»Wir haben die 17 Tiere das ganze Jahr daheim und viele Monate in der Freilandhaltung«, erzählt der Zebu-Halter von der Pflege. »Im Winter brauchen sie aber einen trockenen und zugluftgeschützten Unterstand. Im Sommer bleiben sie draußen, der Stall wird komplett ausgemistet.« Kraftfutter ist ein Tabu bei der Fütterung, lediglich Heu und eben, was die Rinder auf der Weide finden, kommt in ihre Mägen. »Das Futter, das wir hier am Hof haben, kann ich somit verwerten.« Genutzt werden
Foto: GPhoto/ Matrin Guggenberger
Text: Alexandra Embacher

Bauernkästen

Reich bemalt

Auf den Spuren von Bauernmöbeln mit ihrer prägenden Malerei. Bauernschränke und -truhen sind selten geworden. Ausgetauscht durch neue, moderne Möbel sind sie oftmals nur mehr in alten Bauernhäusern zu finden. Wir begaben uns auf die Suche nach den kostbaren Antiquitäten – und wurden beim Kodahof in Itter sowie am Bauernhof Knolln in Söll fündig. „Es wäre schade um die alten Kästen und Truhen gewesen“, sind sich Familie Rabl und Familie Eisenmann einig. Eine Suche nach der Geschichte der Bauernmöbel, die uns schlussendlich bis nach Innsbruck führte.
Einzigartig. Anders kann man sie nicht be- schreiben. Bauernmöbel sind individuell, je- mand hat sich sehr viel Mühe mit der Anferti- gung und Bemalung gemacht. Die Produktion erfolgte oftmals in kleinen Familienbetrieben, in der Alpenregion wurden sie fast ausschließ- lich aus billigeren Weichhölzern, wie etwa Fichte, hergestellt. Und genau um diese Makel zu kaschieren, bemalte man die Möbel reich. Prunkvolle Exemplare wurden teils auch ver- goldet oder versilbert, sie hatten prunkvoll ein- gerichtete Innenräume von Kirchen, Klöstern oder Schlössern zum Vorbild. „Bauernmöbel“ ist aber auch eine Sammelbezeichnung für die Stilsprache ländlicher Regionen, die teils über mehrere Generationen hinweg sehr einheitlich geblieben ist. Heute sind teils sehr alte Stücke Sammlerobjekte, welche je nach Zustand teu- er gehandelt werden. „Wir schätzen die Möbel und geben sie deswegen nicht her. Die nächs- te Generation sollte das auch so machen“, ist man sich in der Familie Rabl aus Itter sicher. „Seit mehreren Generationen sind sie schon Teil unseres Hofs.“ Die Zeit macht die Stücke wertvoll – wo sie herkommen und welchem Stil sie genau entsprechen, können uns die Fa- milien aber auch nicht mehr sagen.

KONSEQUENTE SPURENSUCHE

Daher könnte hier der Artikel schon wieder zu Ende sein. Ist er aber nicht. Erster Anruf beim Museum Tiroler Bauernhöfe, diese ver- weisen zum Leiter des Tiroler Volkskunstmuse- ums Karl Berger. „Die Möbel sind zumeist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemalt worden, also circa von 1800 bis circa 1850“, erläutert er nach der Durchsicht der Fotos. „Geographisch kann alles dem Tiroler Unter- land zugeordnet werden. Die naturgrundierten Möbel könnten vielleicht im Einflussbereich von Alpbach stehen, sind aber wohl keine Al- pbacher Möbel.“ Besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte diese Art der Möbelpro- duktion ihren Höhepunkt.
Konkret kann die mit den blauen Vier- ecken verzierte Truhe in die zweite Hälf- te des 19. Jahrhunderts datiert werden. Zudem zeigen der Schrank wie auch die Truhe aufwendige Blumenmale- reien, diese waren damals modern. Wahrscheinlich – ein weiterer Grund für die Beliebtheit der Blumenornamen- tik – standen die meisten hier gezeigten Möbel im Zusammenhang mit einer Hochzeit. Stichwort: Brautgut. Beson- ders aufwendig verzierte Schränke wur- den häufig von Brauteltern, durchaus aus dem wohlhabenden bäuerlichen Bereich, erworben. Voll gefüllt mit Aus- steuertextilien wurden sie prestigeträch- tig auf den Brautwagen mit weit geöff- neten Türen gestellt und in dieser Weise durch das Dorf gezogen. Zu solchen Anlässen beschaffte Möbel haben oftmals den Namen der Brautleute sowie die Jahreszahl der Hochzeit aufgemalt – besonders bei dem ersten Schrank und der ersten Truhe ist das gut sichtbar.

AUSSAGEKRÄFTIGE MOTIVE

Die Truhe mit der grünen Grundierung und den Blumen kann laut dem Wissen- schaftler etwas früher eingeordnet wer- den, zumindest seien hier noch barocke Formen verwendet worden. Und auch die Blumenornamentik auf blasser, grü- ner Grundierung spricht für sich: sie war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders beliebt, wurde aber durch kräftige Blautöne abgelöst. „Die Truhe, datiert mit 1826, wirkt etwas eigenartig. Vielleicht ist es eine spätere, etwas miss- glückte Restaurierung – zumindest im Sockel“, meint der Fachmann. Zudem ist ein religiöses Motiv auf der Truhe und dem Schrank nebenan zu finden: IHS (Jesus), das Herz mit Dornenkrone (Herz Jesu) beziehungsweise die Rosen (Herz Mariens) weisen auf das stark religiöse 19. Jahrhundert hin. Der grüne Kasten auf derselben Seite zeigt im Medaillon den guten Hirten, ein Bild für Jesus. Ihm gegenüber ist die gute Hirtin zu sehen, sie soll die Kirche oder Muttergottes dar- stellen. Nun fehlt noch der große, üp- pig bemalte Schrank: dieser ist mit zwei Doppeladlern verziert. „Das muss nicht zwangsläufig eine patriotische Hom- mage sein, vielmehr spielte die Symme- trie hier eine wichtige Rolle“, weiß der Experte.

VERÄNDERTE ZEITEN

Doch warum sind nun so wenige Bau- ernkästen und -truhen im Umlauf? Die- se Tatsache resultiert aus der Geschich- te: während des Dritten Reichs wurde bäuerliches Kulturgut ideologisch aus- 24 Wilde Kaiserin Wilde Kaiserin 25 geschlachtet und gerne als „völkisch“ inst- rumentalisiert. Ebenso wurden im Zweiten Weltkriege und den nachfolgenden Jahren oftmals alte Bauernmöbel eher aus der Not heraus weiterbenutzt, viele Menschen hat- ten ihr Hab und Gut verloren und kein Geld für neue Möbel. Mit steigendem Wohlstand „modernisierte“ man dann die Bauernmöbel, durch Anstriche, Entfernen von Ornamenten oder Bekleben mit glatten Holzplatten wur- den diese sukzessive verändert. Andere Stü- cke fanden auf Dachböden oder in Schup- pen eine untergeordnete Zweitverwendung zur Aufbewahrung – und im Falle der Möbel in den beiden Bauernhäuser in Söll und Itter werden diese noch immer liebevoll an sicht- baren Plätzen zur Schau gestellt. 

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto /Martin Guggenberger

Hof Pölvenau

Ein wertvolles Erbe

Seit mehr als 200 Jahren ist der Hof Pölvenau im Besitz der Familie Zott, über sieben Generationen lang wurde das Erbe angenommen. So reihte er sich 2016 in die Liste der Söller Erbhöfe ein, mittlerweile tragen neun Häuser das kupferne Erbhofzeichen. Ein ideeller Wert, der den langjährigen Vorbesitzer Gottfried Zott freut: »Es muss über Jahrzehnte alles gut gegangen sein, sonst wäre es so nicht möglich.«

»Die alten Gegenstände sind viel widerstandsfähiger als das meiste Neue.«

Susanna Berner

Gottfried Zott, ehemaliger Besitzer Hof Pölvenau

Sieben Generationen und mehr als 200 Jahre Familiengeschichte an einem Hof: Wer auf Pölvenau mit weitem Blick auf die umliegende Gegend wohnt, der hat viel zu erzählen. »Früher hat man mindestens einen Sohn haben müssen, sonst hätte man gar nicht übergeben können«, sagt Gottfried Zott mit Bezug auf den verliehenen Erbhoftitel. »Man hat den Namen ja nicht umschreiben können. Heute ist das leichter, entscheidet man sich eben für einen Doppelnamen.« Für die Kupfer-Plakette gibt es folgende Voraussetzung: es darf über sieben Generationen nur an die erste Linie weitergegeben werden. Haben sich in die Erbreihenfolge Onkel oder entfernte Verwandte eingeschlichen, wird der Erbhoftitel nicht verliehen. »Zu seiner Zeit hat es hier am Palvenberg geheißen«, fährt er fort, seit vielen Jahren
lebt Gottfried mit seiner Frau Eva im Bauernhaus. »Der Hof wurde erstmals am 27. März 1816 in einem Kaufvertrag erwähnt.« Zu dieser Zeit hat Simon Zott das Haus von Sebastian Steiner gekauft, seither befindet sich Pölvenau im Besitz der Familie. »Früher, ganz früher, war das ein Gutshof. Er wird schon für den Titel die richtige Größe von 60 Hektar Fläche gehabt haben. Man wird den Gutshof aber später verkleinert oder aufgeteilt haben.« Heute umfasst Pölvenau 57 Hek-tar Mischwald und 13 Hektar Felder und Weiden. Am 5. Februar 2015 hat Gottfried an seinen Sohn Peter übergeben, der den Hof wie die Landwirtschaft mit 15 Braunviehkühen in Milchwirtschaft weiterführt. »Die jungen Leute müssen heute nicht immer mögen, das wäre zu viel erwartet. Aber dass sie Bauer sein wollen, das ist wichtig.«

Einer der ältesten Baustoffe

Im Wald um den Hof wachsen vor allem Tannen, aber auch Buchen und Fichten. Neunzig Prozent des Bestandes sind aktuell Schutzwald. Jahrhunderte zuvor nützte man den Baustoff unter anderem für die Hausfassade. »Oben, das wird Fichte sein«, schätzt Gottfried mit Blick auf die Fassade. »Unten hinauf wird es Lärche sein, dieses Holz verfault nicht. Die verträgt das Nasswerden.« Im Zeichen und zu Weihnachten geschlagen, hält das Holz lange und beginnt nicht zu brennen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass es in 500 Jahren einmal gebrannt hätte. Sie haben sicher auf den richtigen Mond geachtet.« Vom mondgeschlagenen Holz fasziniert, erzählt Gottfried weiter: »Wie wir den Güterweg gemacht haben, wollte der Sojer Hais die Schupf – oder eher die Badstub’n – abreißen. Ich sagte ihm aber, ich hätte keine Zeit und ohnehin genug Brennholz, ob er das Holz nicht haben wolle. Dann hat er es verkauft. Aber frage nicht, wie sich die Kunden beschwert haben, weil das Holz nicht gebrannt hat. Es war auch im richtigen Mond geschlagen.«

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto/ Martin Guggenberger

Bauernrezept

Alles was recht(eckig ) ist

Bladln, Blattln oder doch Platteln? So wie es bei Hausmannskost oft ist, schreibt man sie je nach dem Dialekt der Region unterschiedlich. In Itter sind es die Bladln, genau die Topfenbladln, die Julia Thaler vom Hofbauern gerne für ihre Familie zubereitet. Dieses Mal schauen wir ihr über die Schulter.
»Werden die nicht gefüllt?«, fragte un- gläubig unser Fotograf Martin. So wie es ihm ging, geht es wahrscheinlich vielen, die die Bladln noch nie gesehen ge- schweige denn gegessen haben. »Nein, der Teig wird eckig ausgeschnitten und im heißen Fett gebacken«, antwortet Ju- lia darauf. Sie ist Ortsleiterin der Land- jugend Itter und studiert Lehramt in den Fächern Geschichte und Englisch. Aber fangen wir mit dem Rezept von vorne an: mit den Zutaten. Hier folgt die Qual der Wahl: sollen es Bladln mit Topfen oder Erdäpfeln sein?
»Früher haben wir mehr Erdäpfelbladln gemacht, heute ist es abwechselnd«, weiß Julia. »Die Topfenbladln gehen ein- fach schneller und sind gut. Sonst müss- te man vorher die Erdäpfel kochen und abkühlen lassen, den Topfen kann man gleich verwenden.« Und dann wäre da noch ein Vorteil der Topfen-Variante: sie sind quasi die Low-Fat-Alternative zu den Erdäpfelbladln. »Ein Erdäpfel saugt sich automatisch mehr mit Fett an«, wirft Margret, Julias Mama, von der Seite ein. Schneller zubereitet und weniger Fett – zwei zu Null also für die Topfenbladln.

GEBACKENE KÖSTLICHKEIT

Die Grundzutat ist entschieden, zurück zur Zubereitung. Bei Julia kommt der selbstgemachte Bröseltopfen in den Teig. Rund 17 Kühe produzieren die Milch beim Hofbauern, ein Teil daraus wird von der Familie Thaler am Hof weiter verarbeitet. Zum Topfen gesellt sich noch Mehl, ein Ei, Butter und Salz. »Mehr braucht es für die Bladln nicht«, sagt Julia, während sie alles zu einem Teig knetet. Dann heißt es rasten – zumindest für den Teig. Die 21-jährige bereitet die nächsten Schritte vor. Das Butterschmalz wird in einem Topf erhitzt, das Holzbrett mit Mehl gestaubt. Auch das Sauerkraut setzt sie bereits auf dem Herd auf, es köchelt nebenbei vor sich hin. Nach gut einer halben Stunde widmet sie sich wieder dem Teig. Dünn wird er auf dem Holzbrett ausgewalkt, in Viere- cke mit einem Teigrad geschnitten. »Jetzt müssen wir schauen, ob das Fett schon heiß genug ist«. Gesagt, getan: der Holz- löffel im mittlerweile flüssigen Butter- schmalz wirft Blasen. »Das Fett muss unbedingt heiß sein, sonst saugen sich die Bladln damit an.« Nach und nach werden die Teigblätter im Schmalz geba- cken, Julia benetzt sie immer wieder mit dem Fett. So gehen sie schön auf und be- kommen ihr typisches Aussehen. Danach werden sie auf ein Küchenpapier zum Abtropfen gelegt. »Die Fertigen können auch in der Zwischenzeit im Ofen warm gehalten werden.«

»Die Bladl kann man nicht falsch machen.«

Julia Thaler

Ortsleiterin Landjugend Itter

»Die Bladl kann man nicht falsch machen.«

Julia Thaler

Ortsleiterin Landjugend Itter

EIN GESELLSCHAFTSESSEN

Serviert wird dazu beim Hofbauern Sauerkraut. »Wir haben die Krautköpfe von unserem Garten, die werden im Herbst gestampft«, erzählt die 21-Jährige von der Herstellung. »Mindestens acht Wochen muss das Kraut stehen gelassen werden. Dann kann man es essen.« Auch süße Varianten, etwa mit Preiselbeeren, Zubereitung: sind möglich, ein Glas Milch vollendet den Genuss. Julia und ihre Stellvertreterin bei der Landjugend Carina Sammer be- vorzugen aber die pikanten Bladln. Gemeinsam sitzen sie am Tisch und greifen beherzt zu der Hausmannskost. Wer nicht selber kochen möchte, aber dennoch die Bladln probieren will, der sollte beim 70-Jahr Frühschoppen der Landjugend Itter am 20. Juni ab 11 Uhr beim Musikpavillon Itter vorbeischauen. »Die Bäuerinnen werden bei unserem Fest die Bladln machen«, sagt Julia. Neben den regionalen Schmankerln sorgen musikalisch »De Griawig’n« für gute Stimmung und die Gerberei Trenkwalder veranstaltet gemeinsam mit den ehemaligen und aktiven Mitgliedern eine Trachtenmodenschau. »Unser Jubiläum feiern wir schon ab Mittwoch, den 19. Juni ab 20.00 Uhr, bei einem Zeltfest mit Jabberwalky. Mittwoch wird eher die Party sein, am Donnerstag sollen dann alle gemüt- lich zusammen sitzen und über die guten alten Zeiten hoagascht’n«, freut sich Ortsleiterin Julia Thaler.

Rezept für 4 Personen:

Zutaten:
250g (Brösel-)Topfen
180g Mehl
1 Ei
3 EL weiche Butter
Salz

Zubereitung:
Zubereitung:
1. Aus den Zutaten rasch einen Teig kneten und zirka eine halbe Stunde rasten lassen.
2. Holzbrett bemehlen und darauf den Teig 4 Millimeter dick ausrollen.
3. Eckige Bladl mit einem Teigrad ausschneiden.
4. In heißem Fett schwimmend auf beiden Seiten ausbacken,
auf einem Küchenpapier abtropfen lassen.
5. Mit Sauerkraut servieren.

Bladln beim Ausbacken immer wieder mit heißem Fett benetzten, dann gehen sie auf und be- kommen ihr typisches Aussehen.

Text: Alexandra Embacher
Foto: GPhoto/Martin Guggenberger